Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Der biographische Unterricht - S. 69

1874 - Berlin : Gaertner
— 69 — des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft des Volkes zu stärken. „Uns aber und Unsers Nachfolger an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Mit der Kaiserkrönung war nun das Streben des deutschen Volkes nach Einigung zu einem glänzenden und ruhmvollen Abschluss gelangt. Es war eine wunderbare Fügung Gottes, dass dieser Abschluss in dem königlichen Residenzschlosse eines Volkes erfolgte, welches seit Jahrhunderten die Zerstückelung Deutschlands erstrebt und jede Gelegenheit benutzt hatte, eine solche ins Werk zu setzen. Das eitle, leichtsinnige und ruhmsüchtige Frankreich konnte wohl kaum strenger gezüchtigt werden. Kaiser Wilhelm kehrte zwei Monate nach seiner Krönung nach Deutschland zurück und eröffnete am 21. März 1871 den ersten deutschen Reichstag. Er sagte in seiner Eröffnungsrede: „Der ehrenvolle Beruf des ersten deutschen Reichstages wird es sein, zunächst die Wunden zu heilen, welche der Krieg geschlagen hat, und den Dank des Vaterlandes denen zu bezeugen, welche den Sieg mit ihrem Blute und Leben bezahlt haben, dann aber zum Schutze des deutschen Reiches und zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes mitzuwirken. Möge dem deutschen Reichskriege, den wir so ruhmvoll geführt, ein nicht minder glorreicher Reichsfriede folgen, und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. Das walte Gott!" Am 16. Juni 1871 hielt der Kaiser mit einem großen Theile seiner tapfern Krieger einen glänzenden Einzug in Berlin, und zwei Tage darauf, dem Gedenktage der Schlacht von Waterloo, wurde im ganzen deutschen Vaterlande ein Siegesdankfest gefeiert. Dann wurden die verdienten Generale kaiserlich belohnt, Graf Bismarck in den Fürstenstand erhoben. Wir haben früher schon von Kaisern wie Karl der Große, Otto der Große, Heinrich Iv., Rudolf v. Habsburg, Karl Y. u. a. gesprochen. Diese Kaiser hat man auch wohl deutsche Kaiser genannt, und sie stehen in vielen Büchern als solche verzeichnet. Der eigentliche Titel lautete aber: „römischer Kaiser". Diese römischen Kaiser, welche mit Karl d. Großen beginnen, wurden von den Päpsten in Rom gewählt und waren meistens Könige von Deutschland. Es kam vor, wie wir schon in der Geschichte Kaiser Heinrich's Iv. gehört haben, daß die Kaiser, wenn sie sich nicht „dem Willen der Päpste fügten, in den Bann gethan und abgesetzt wurden. Überhaupt aber war viel Streit und Unfriede zwischen den Kaisern und Päpsten. Nun gibt es in Deutschland auch heute noch Menschen, welche den Willen des Papstes für einen unfehlbaren halten und der Meinung sind, dass der päpstliche Wille allein imstande sei, den rechten christlichen Kaiser zu wählen und zu ernennen. Sie sagen, und der Papst Pins Ix. hat es unumwunden gegen Kaiser Wilhelm in einem Briefe ausgesprochen, dass alle Einrichtungen, welche nicht vom „heiligen Vater" in Rom ausgingen oder von ihm den Segen erhielten, vernrtheilt werden müssten. Darnach wäre Kaiser Wilhelm, weil er kein römischer Kaiser ist, auch nicht anzuerkennen. Ein römischer Kaiser ist Kaiser Wilhelm nicht. Er ist daher durch Gottes Gnade und durch den Willen der deutschen Fürsten und des deutschen Volkes der erste deutscke Kaiser. e
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer