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1. Der biographische Unterricht - S. 73

1874 - Berlin : Gaertner
— 73 — nachfolgte, eine Volksmasse versammelte und die königliche Familie nach Paris zurückführte. Man drang darauf, den König sogleich abzusetzen. Zunächst wurde er streng bewacht und musste die unterdessen eingerichtete neue Verfassung bestätigen. Man nannte die jetzt regierende Versammlung die constituirende, während später noch eine andere unter dem Namen der gesetzgebenden gebildet wurde. Männer, wie Robespierre, Marat,Danton, Petion,Manuel bekamen die bedeutendsten Ämter, und wenn der König ein gegebenes Gesetz nicht bestätigen wollte, so setzten diese, besonders Petion, bei ihm die Bestätigung mit Gewalt durch. Um die Unruhe im Lande noch größer zu machen, nöthigten sie (1792) dem Könige eine Kriegserklärung gegen Deutschland ab; bald stand auch La Fayette mit französischen Truppen an der niederländischen Grenze. Das Entsetzlichste aber war der Einzug von Banditen, Galeerensklaven und Henkersknechten in Paris, welche aus verschiedenen großen Städten von den Jakobinern förmlich verschrieben wurden. Sie führten den Namen Föderirte. Die Cordeliers, noch wüthender als die Jacobiner, beschlossen die Gefangennehnmng des Königs. Am 10. August stürmte aus den Vorstädten der verworfenste Pöbel mit den Föderirten, von dem feigen Petion geführt, die Tuilerien. Der König musste sich in den Saal der Nationalversammlung begeben; das Schloss wurde erobert und geplündert, der König abgesetzt und mit seiner Familie in den Tempelturm, ein altes Gefängnis, abgeführt. La Fayette wollte nach Paris eilen (1792), um seinen König zu befreien; die Soldaten gehorchten ihm aber nicht, und er sah sich genöthigt, aus dem Lande zu fliehen. Das Heer wurde andern Feldherrn übergeben und der Krieg in Deutschland fortgesetzt. Unterdessen war Frankreich zu einer Republik erklärt worden. Robespierre und Danton durchsuchten die Häuser und füllten alle Gefängnisse mit ihnen verdächtigen Personen an. Vom 2. bis 7. September wurden an 7000 Menschen, größtenteils vor den Gefängnisthüren, hingerichtet. Hierbei fanden manche herzzerreißende Scenen statt (Prinzessin von Lamballe und Cazotte). Über das, was ferner geschehen sollte, bestimmte eine neue Versammlung der Nationalkonvent, aus Orleans, Robespierre, Danton, Marat, Petion und andern Unmenschen bestehend. Zuerst wurde das Königthum „für ewige Zeiten" abgeschafft und eine neue Zeitrechnung eingeführt. Dann sollte der König hingerichtet werden; allein die Partei der Girondisten widersprach diesem Urtheile und verlangte erst ein Verhör. Dieses wurde angestellt. Der König, welcher schon vorher von den Seinigen getrennt und in ein enges Gemach gebracht worben war, musste vom 11. November bis zum 17. Januar des solgenben Jahres sich vor dem Nationalkonvente mit Hilfe eines ausgezeichneten jungen Rechtsgelehrten, namens Deseze, vertheidigen, wobei er Besonnenheit und Würde Zeigte. „Das Blut Ludwigs müsse fließen," sagte Robespierre, „um die Tyrannen zu erschrecken." Der alte ehrwürdige Malesherbes hinterbrachte mit Thränen dem Könige die Nachricht, dass er zum Tode verurtheilt sei. Der König sagte: „Ich denke seit zwei Stunden darüber nach, ob ich mir etwas gegen meine Unterthanen vorzuwerfen habe. Ich schwöre Ihnen mit dem Gefühle eines Menschen, der im Begriff ist, vor Gott zu treten, ich habe nie etwas anderes, als das Glück meines Volkes gewollt, nie einen Wunsch demselben entgegen gehegt!" Am 21. Januar 1793 wurde die Hinrichtung vollzogen. Die letzten Tage, sowie der Tag der Hinrichtung Ludwigs, waren reich an rührenden Scenen. §. 94. Schreckensregierung irr Frankreich. Die Hinrichtung des Kömgs erregte tn ganz Europa den tiefsten Abscheu. Unterdessen nahm die Verwirrung im Nationalkonvent immer mehr zu, während das deutsche Kriegsheer,
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