Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Alte Geschichte - S. 35

1881 - Halle : Anton
35 und jähzorniger Jüngling traf ihn mit dem Stocke und schlug ihm ein Auge aus. Gelassen drehte sich der Gemißhandelte um und zeigte den Bürgern sein blutbedecktes Gesicht und sein zerstörtes Auge. Beschämt lieferten sie ihm den Thäter zur Bestrafung aus und geleiteten ihn voll Teilnahme nach Hause. Großmütig verzieh Lykurg dem zerknirschten Jüngling und legte ihm keine andere Strafe auf, als die, in seiner Nähe zu bleiben und das verwundete Ange zu pflegen. Die Sanftmut, Sittenstrenge und Charakterfestigkeit des edlen Mannes machte den früheren Gegner bald zum eifrigsten Freunde. 5. Vor allem sollten die Spartaner ein kriegstüchtiges Volk sein. Zu diesem Zwecke konnte der Staat nur gesunde und kräftige Bürger brauchen; darum wurden die schwächlichen und mißgestalteten Neugebornen in einen Abgrund geworfen. Frei und ungehemmt sollten sich die Glieder des Säuglings entfalten; darum durfte er nicht mit Bändern und Windeln umwickelt werden. Furcht sollte schon dem Kinde unbekannt sein; darum gewöhnte man es frühzeitig an das Alleinsein im Dunkeln. Bis zum 7. Jahre blieben die Knaben im Hause der Eltern; von da ab wurden sie auf öffentliche Kosten gemeinsam erzogen. In Rotten geteilt lebten sie beständig zusammen, aßen, spielten und lernten mit einander. Alles war darauf berechnet, den Körper durch Abhärtung kräftig und durch Übung geschmeidig zu machen. Die Knaben gingen barfuß, mit kahl geschorenem Kopfe und größtenteils nackt. Des Nachts schliefen sie gemeinsam auf Schilf, das sie vorher am Ufer des nahen Flusses mit bloßer Hand knickten. Karg war die Kost und strenge die Zucht, denn das, sagte man, bilde die besten Männer. Unter Übungen im Laufen und Springen, im Ringen und Speerwerfen verstrich der Tag. An die Bildung des Geistes durch Kunst und Wissenschaft wurde nur wenig gedacht; doch gewöhnte man früh schon die Jugend an richtiges Denken und an treffende Kürze im Ausdruck; eine kurze, bündige Rede nennt man noch heute „lakonisch." 6. Vor allem wurden die Tugenden gepflegt, die einen Krieger zieren. Sparta war ohne Mauern; Mut und Tapferkeit seiner Bürger sollten dieselben ersetzen. Die Schlacht war dem spartanischen Krieger ein Fest; geschmückt und mit bekränztem Haupte ging er unter dem Klange der Flöten in den Kampf. Kurz waren die Schwerter, denn man liebte es, dem Feinde nahe zu sein; rot war das Kriegskleid, damit man das strömende Blut nicht sähe. Der Fliehende war ehrlos: allen mußte er weichen, jever durfte ihn schlagen, niemand redete mit ihm, alle bürgerlichen Rechte waren für ihn verloren. — Kaltblütig mußte der Spartaner der Gefahr gegenüberstehen, aus Liebe zum Vaterlande auch freudig sterben können. Darum reichte die Mutter dem Sohne, wenn er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: „Entweder mit ihm" (— als Sieger —) „oder auf ihm" (— als Toter; man trug die Gefallenen auf dem Schilde aus der 3*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer