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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 59

1882 - Halle : Anton
59 Erziehung verdarb seinen Charakter. Anfangs übernahm seine Mutter Agnes die Leitung der Regierung und des Knaben. Aber für jene rauhen und eisernen Zeiten erwies sich die Frauenhand zu schwach: stolz erhoben die Fürsten ihr Haupt; allerorten begann Fehde und Streit, und das Recht verlor seine Schrecken. Später bemächtigte sich Erzbischof Hanno Von Köln des jungen Königs, führte iu seinem Namen die Herrschaft und hielt ihn in strenger Zucht. In seiner Abwesenheit aber brachte der mächtige und angesehene Erzbischof Adalbert von Bremen den heranwachsenden Heinrich in seine Hände, ließ ihm von da ab je!g-lichen Willen, stillte ihm jegliches Gelüste und füllte d^as Herz des unerfahrenen Jünglings mit Haß gegen die Sachsen. Als nun Heinrich mit 15 Jahren für mündig erklärt wurde und unter Adalberts Leitung die Regierung selbst übernahm, bedrückte er jene in mannigfacher Weise: er hielt ihren Herzog gefangen, errichtete, um sie zu knechten, feste Burgen in ihrem Lande und gestattete den Besatzungen derselben jeglichen Frevel. Dadurch gereizt, empörten sich die Sachsen und belagerten den unvorbereiteten Heinrich in seiner Lieblingsfeste, der Harzburg. Heimliche Flucht rettete ihn, aber die Fürsten versagten ihm die erbetene Unterstützung. So mußte er sich zu Unterhandlungen mit dem verhaßten Feinde bequemen und in den Abbruch der erbauten Zwingburgen willigen. Als aber die erbitterten Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg ihre Befugnis überschritten und sogar die kaiserliche Familiengruft entweihten, gewährten ihm Fürsten und Städte des Reichs den geforderten Beistand gegen die Tempel- und Leicheufchänder. An der Unstrut erlitten jene eine empfindliche Niederlage; schwer fühlten sie nun den Grimm des Siegers; da wandten sie sich mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vii. 2. Gregor, vor seiner Wahl Hildebrand genannt, stammte aus armer Familie. Hohe geistige Begabung und strenge Sittenreinheit hoben ihn frühzeitig über die Menge. 'Schon als Mönch nahm er eine her vorragende Stellung ein, und seit langen Jahren bereits lag die Leitung der kirchlichen, Angelegenheiten in seiner Hand. Mit prophetischem Blicke rief ihm einer feiner Vorgänger die Worte zu: „Besteigst du jemals, was Gott verhüte, den apostolischen Stuhl, so wirst du die ganze Welt in Verwirrung setzen." Sein Streben ging dahin, das bisherige Verhältnis umzukehren und die päpstliche Gewalt Über die weltliche Zn erheben. Zu diesem Zwecke übertrug er die Papstwahl den Kardinälen, forderte Ehelosigkeit der Geistlichen Cölibat), verbot aufs strengste den Verkauf geistlicher Ämter für Geld (— Simonie, Ap. 8, 18) und untersagte den weltlichen Fürsten die Einsetzung derbischöfe und Äbte sowie^ die Belehnung derselben mit Ring und Stab (— vestltur der Ring sollte aus die geistige Vermählung mit der Kirche hindeuten; der Stab, vergl. S. 52, war das Sinnbild des geistlichen Hirtenamtes).
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