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1. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 148

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
148 Xxviii. König Gustav Adolf von Schweden. Krone willen katholisch geworden war, den Thron von Schweden für sich beanspruchte. Mit kühnem Mute ging Gustav Adolf aus der Verteidigung zum Angriff über, und in mehrjährigem siegreichem Kriege entriß er den Polen ihre Ostseeländer Livland und Kurland, ja er besetzte auch das unter polnischer Oberhoheit stehende Herzogtum Preußen (s. Xxii D), das seit kurzem (1618) mit Brandenburg vereinigt war. Nun fühlte er sich als den Gebieter der Ostsee, sah aber mit Besorgnis auf die Pläne Wallensteins, der sich zum kaiserlichen Admiral der Ostsee hatte ernennen lassen. Tatsächlich befand er sich schon im Kampfe mit ihm, denn er unterstützte den Widerstand Stralsunds und hatte gegen Wallensteinsche Truppen zu fechten, die zur Unterstützung Polens abgesandt worden waren. So gab er dem Drängen Frankreichs Gehör, an Stelle des besiegten Dänemark in Deutschland den Kampf gegen die Habsburgische Macht aufzunehmen, nicht ohne Bedenken, denn zu ungleich waren die Machtverhältnisse, aber mit heldenmütigem Vertrauen auf Gottes Beistand. Denn von warmer und reiner Frömmigkeit erfüllt, erachtete er es als seine Ehrenpflicht, den bedrängten Glaubensgenossen zu Hilfe zu kommen. Auch konnte er sich der Einsicht nicht verschließen, daß die Gegenreformation, wenn sie in Deutschland siegreich bliebe, gewiß auch nach Schweden hinübergreifen und seinen Thron bedrohen werde. Die Regentschaft in Schweden übertrug er seiner Gemahlin, einer Schwester des Kurfürsten von Brandenburg, und verließ Schweden in dem Vorgefühl, daß er aus dem gefährlichen Kriege nicht lebendig heimkehren werde. Aber Furcht hatte keinen Raum in dieser großen Seele, die von hoher Begeisterung glühte. Und mit Begeisterung erfüllte er auch alle, die mit ihm in Berührung 'kamen. Mannhaft und königlich war sein Auftreten, das von einer hohen kräftigen Gestalt unterstützt wurde. Die breite Stirn, die großen grauen Augen, die Adlernase, der blonde Knebelbart, der wohlgeformte Mund zeugten von Gesundheit und frischer Kraft. Hinreißend in leutseligem Verkehr, ließ er sich nie in würdelosen Reden und Handlungen gehen und führte ein einfaches und sittenreines Leben. Er sprach fließend mehrere Sprachen, darunter Deutsch, als wäre es seine Muttersprache, und war hochgebildet, aber der Grundzug seines Wesens war freudige Kraft, die auf ungeschminkter Frömmigkeit und Gottesfurcht ruhte. Tapfer bis zur Verwegenheit, ein großer Feldherr, ein gewiegter Staatsmann, hatte er unter den Fürsten Europas nicht seinesgleichen, und selbst seine Feinde nannten ihn bewundernd „den Löwen aus Mitternacht".
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