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1. Bilder aus der alten Geschichte - S. 91

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Römischer Kultureinfluß im Spiegel der Sprache. 91 mählich umgewandelt, bis sie dem Dhr und der Zunge des Germanen bequem waren. Zuletzt klangen sie wie deutsche Wörter, obwohl sie aus einer fremden Sprache entlehnt waren. Solche Wörter heißen Lehnwörter und bezeichnen meist Dinge, welche unsern vorfahren zuvor ganz unbekannt waren. Lernen wir die Lehnwörter kennen, welche die deutsche Sprache aus dem Lateinischen erhalten hat, so wissen wir zugleich, welche Dinge unsere vorfahren von den Hörnern kennen lernten und übernahmen. (Die nachfolgenden in Hnfiihrungsstriche gesetzten Wörter find lateinische, also römische Lehnwörter.) Die große Zahl der Lehnwörter beweist, daß die Römer in allen Dingen des häuslichen Lebens die Lehrmeister der Germanen geworden sind. — Bisher ganz unbekannt waren diesseits des Rheines die Stßtnbstuten gewesen. Nun lernten unsre vorfahren, wie man unter Verwendung des „Kalkes“ aus „Ziegeln" feste „Mauern" errichtet; bald verstanden sie auch, das Gebälk durch gemauerte „Pfeiler" zu stützen und das Dach nicht mehr bloß mit Stroh und Schilf, sondern auch mit „Schindeln" zu decken. — Allmählich sah es auch im Innern des Hauses nicht mehr so düster und unwohnlich aus wie früher. Die wände wurden weiß „getüncht", und durch die „Fenster" strömte das Sonnenlicht. Früher umschloß das Haus einen einzigen Hauptraum, und er diente zum wohnen wie zum Schlafen, zur Aufbewahrung von Vorräten wie zur Zubereitung von Speisen. Nun wurden nach dem Beispiel der Römer von der ursprünglichen Diele mehrere besondere Räume abgetrennt, und jeder wurde zu besonderen Zwecken bestimmt, die „Küche" wie der „Keller", die „Kammer" wie der „Speicher". Durch den Verkehr mit den Römern lernten die Germanen sodann viele Nutz-Und Zierpflanzen kennen, züchten und pflegen; Obst-, Gemüse- und Blumenzucht haben sie fast ausschließlich von ihren Nachbarn angenommen. Mit (Eifer pflanzten sie nun Fruchtbäume an: fast überall „Kirsche" und „Pflaume", auf geschütztem Boden selbst „Walnuß" und „Pfirsich". Huch neue Küchengewächse wurden im hausgarten der Germanen heimisch, so „Linse" und „Kohl", „Fenchel", „Kümmel", „Minze" und „Senf", und die schönsten römischen Gartenblumen fanden, wenn auch erst später, (Eingang und wurden besondere Lieblinge unsres Volkes, nämlich „Rose", „Lilie" und „Veilchen". Aber kein Geschenk der Römer schätzten die Germanen wohl aufrichtiger als den 3m Anbau der Rebe wie in der Gewinnung des edlen Getränkes wurden sie eifrige Schüler. Alle damit zusammenhängenden Verrichtungen und Geräte lernten sie von den Römern kennen; denn alle dafür geltenden Bezeichnungen sind Lehnwörter: „Winzer" und „Küfer", „Kelter" und „Presse", „Bottich", „Kübel" und „Flasche", selbst „Trichter" und „Spund". — Aus den für den Weinbau besonders geeigneten Tälern des Rheins und der Mosel wurde die Rebe nach und nach fast über ganz Deutschland verbreitet. So vielseitig aber auch alle (Einwirkungen der römischen Kultur auf die Germanen waren, so betrafen sie doch nur das äußere Leben: Wohnung,
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