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1. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des dreißigjährigen Krieges - S. 38

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
38 Gregor Vii. 5. Die Uaiserinacht durch die Kirche bedroht. Papst Gregor Vii. (1073-85). Gregor fordert die Herrschaft über die Geistlichkeit. (Einer der gewaltigsten Päpste war Gregor Vii. Er war der Sohn eines armen Zimmermanns und stieg zur höchsten würde empor durch seine hohen Geistesgaben und seine eiserne Willenskraft. Schon lange war er der Ratgeber der Päpste gewesen, und endlich erhob man ihn selbst auf den päpstlichen Stuhl Gregor war ein Verfechter der Gedanken, welche von Cluny ausgingen. Jeden Einfluß der Laien (Kaiser, Könige, Fürsten) auf die Kirche erklärte Gregor für frevelhaft und unerlaubt. vorn Kaiser waren die hohen Geistlichen - Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte - mit Reichslehen und mit hoheitsrechten ausgestattet worden, stuf diese weise hatte er die Geistlichen zugleich in weltlichen Dienst gestellt. In ihnen wohnten gleichsam ztoei Seelen. Die eine war die des Priesters; sie diente der Kirche und gehorchte dem Papste. Die andere war die des weltlichen Lehns- und Würdenträgers; sie diente dem Reiche und gehorchte dem Kaiser. 3m geistlichen Fürstentume waren Reich und Kirche unauflöslich miteinander verkettet. Hun wollte Gregor die ganze sichtbare Kirche unter den „rechtmäßigen" (Dber-Hirten stellen, d. H. unter den Papst. Besitz- und hoheitsrechte, die der Kaiser „verliehen" hatte, sollte er für immer an die Kirche, d.h. an den Papst abtreten, wie hätten die Kaiser darein willigen können! Damit hätte ja das Kaisertum sich selbst vernichtet. Zwischen Papsttum und Kaisertum brach ein Kampf auf Leben und Tod aus; er zerrüttete durch mehrere Jahrhunderte das Reich wie die Kirche. Die einzelnen Zorderungen Gregors Vii. Kaiser, Könige, herzöge und andere Große hatten bisher die geistlichen Stellen zu besetzen. Dabei erhoben sie eine Lehnsabgabe. Oft werden sie nicht den würdigsten gewählt haben, sondern denjenigen, der die höchste Abgabe versprach. Diesen Mißbrauch, nach Apostelgeschichte 8, 18 „Simonie" genannt, zog Gregor ans Licht. Er erklärte den „verkauf" geistlicher Stellen für eine Sünde, d. H. er verbot die Simonie. Bisher hatten die weltlichen Machthaber die Geistlichen nicht nur gewählt, sondern auch eingesetzt. Sie übten die Investitur (wörtlich: Einkleidung); sie verliehen ihnen den Ring als das Sinnbild der Vermählung mit der Kirche und den Stab als das Sinnbild des geistlichen Hirtenamtes. Besonders wichtig war das Recht der Investitur für die großen Reichslehen, die mit den Bistümern verbunden waren. Gregor Vii. nahm in der ganzen Kirche das Recht der Investitur für sich in Anspruch. Bisher lebten nur die höchsten Geistlichen im Zölibat, d. H. in der Ehelosigkeit, viele der niederen Geistlichen waren verheiratet. Gregor wünschte, die Geistlichen sollten ganz und gar der Kirche gehören und nur ihr dienen; er forderte die Ehelosigkeit oder den Zölibat von allen, auch von den niederen Geistlichen. „Des Papstes Fuß sollen alle Könige küssen." Die Zustände des Reiches kamen seinen ehrgeizigen Plänen zu Hilfe.
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