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1. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des dreißigjährigen Krieges - S. 75

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Jungfrau von Orleans. 75 Frankreich und England. — wir versetzen uns in die letzten Jahrzehnte dieses (Erbfolge» krieges. Die (Engländer siegten (1415 bei flzincourt). Seitdem geriet Frankreich in eine verzweifelte Lage. 3m eigenen Lager herrschte Zwietracht. Der König war ein unfähiger 3iingling; das ganze Land bis zur Loire mit der Hauptstadt Paris war in Feindes Hand, und was den Franzosen noch geblieben, war aufs äußerste erschöpft. Die (Engländer lagerten schon um Orleans. Da trat ein wunderbarer Umschwung ein. Johanna d’Hrc, das ,,Hirtenmädchen von Domremt)" in Lothringen, glaubte felsenfest, von Gott und der Hl. Jungfrau zur Rettung Frankreichs auserwählt zu sein. Dieser Glaube machte sie zur Heldin. Mitten durch die feindlichen Truppen gelangte sie in die bedrängte Stadt Orleans, begeisterte die Franzosen zu neuem Mute, führte sie zum Siege, rettete die Stadt und führte den jungen König zur Krönung nach Rheims. — Seitdem blieben während des langen, wechselvollen Krieges die Franzosen im ganzen siegreich. Allmählich entrissen sie dem Feinde wieder, was sie an Land verloren. Erschütternd aber war das Schicksal der Jungfrau von Orleans. Nach ihren wunderbaren Siegen verdarb die Schlaffheit des jungen Königs alles. Johanna führte den Krieg auf eigne Hand weiter. Dabei hatte sie einige Mißerfolge, und sofort schwand der Sauber ihrer Persönlichkeit. Noch tonnte sie eben eine königstreue Stadt (Compiegne) entsetzen, da geriet sie in Gefangenschaft der Feinde. Die (Engländer hatten die Jungfrau immer für eine hexe gehalten. Sie überantworteten sie jetzt einem französischen Ketzergericht. (Es verurteilte die Retterin Frankreichs auf Grund von ,,Geständnissen", die der Vorsitzende Richter schnöde gefälscht hatte, „wegen Gotteslästerung und Zauberei" zum Code, und zu Rouen endete die Unglückliche auf dem Scheiterhaufen (1430). Später wurde die Unschuld der Jungfrau bewiesen und Johanna sogar selig gesprochen. Doch erst Schillers Drama hat bewirkt, daß sich alle herzen für sie begeistern. Jetzt wird sie von den Franzosen als ihre Schutzheilige gefeiert, besonders geschieht dies seit dem deutsch-französischen Kriege. 17. Kaiser aus verschiedeuen Herrscherhäusern Die deutsche Kaifermacht war zusammengebrochen. Doch der Papst wünschte nicht, daß Deutschland völlig zu Grunde ginge; denn sonst wäre ihm Frankreich zu mächtig geworden. Deshalb befahl er endlich den deutschen Fürsten, wieder ein Oberhaupt zu wählen. Der Befehl war zwar zum Segen für Deutschland; zugleich aber bewies er, wie tief das deutsche Kaisertum jetzt gesunken war. Ruch die deutschen Fürsten wünschten sich wieder einen König. Sie selbst hatten in ihren Gebieten die erbliche Gewalt von Landesherren erlangt; sie sahen sich aber in dieser Gewalt fortwährend bedroht durch zahllose adelige „Landschädiger". Run brauchten sie jemanden, der diese kleinen Herren in Zucht und Ordnung hielt. (Er sollte aber nicht wie die früheren Könige ein mächtiges Reichsoberhaupt fein, sondern nur das von ihnen bestellte Werkzeug; sie selbst wollten unabhängige Landesherren bleiben. Fast zwei Jahrhunderte lang wählten seitdem die deutschen Fürsten absichtlich nicht etwa den Sohn des vorigen Kaisers, sondern immer Kaiser aus verschiedenen Häusern. Darum suchte jeder Kaiser fein eigenes Herrscherhaus auf Kosten des Reiches mächtig zu machen. Man nennt das: Hausmachtpolitik.
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