Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neue und neueste Geschichte - S. 61

1880 - Dillenburg : Seel
— 61 — dessen Gesichtspunkt er alle feine Regierungs-Maßnahmen stellte: die Erhebung seines Landes zu einer den übrigen Staaten Europas gleichstehenden Macht. Zur Erreichung des ersteren Zweckes suchte er Ackerbau, Handel und Gewerbe zu heben; er zog fleißige Kolonisten ins Land, legte Musterwirthschaften an, ließ fremde Gärtner lind Landwirthe kommen, um feine Unterthanen in besserer Bewirtschaftung der Gärten und Felder unterweisen.zu lassen. Ans Veranlassung seiner Gemahlin Louise wurden in der Mark die ersten Kartoffeln gepflanzt und holländische Viehzucht im Lande verbreitet. Besonders sah er auch ans Anpflanzung von Obstbäumeu und Waldungen und bestimmte, daß jeder Landmann vor seiner Verheiratung sechs Obstbäume und sechs Eichen pflanzen müsse. Er selbst beschäftigte sich in seinen Erholungsstuuden gerne mit Gartenbau und Obstbaumzucht. Um Handel und Gewerbe zu heben, legte er Fabriken: Tabaksabriken, Webereien und Glasschleisereieu an; er baute Straßen und richtete einen geordneten Postdienst von Berlin nach allen Theilen des Reiches ein; die Spree und die Oder wurdeu durch den nach ihm genannten Friedrich-Wilhelms-ßcrnal verbunden. Die in den Drangsalen des dreißigjährigen Krieges eingegangenen Schulen ließ er neu erstehen und richtete eine große Zahl von Schulen neu ein; die Universität zu Frankfurt bedachte er reichlich und gründete eine zu Duisburg; er zog tüchtige Maler und Bildhauer an feinen Hof und förderte Kunst und Wissenschaft auf alle Weise. Um sein anderes Ziel zu erreichen, trachtete er hauptsächlich nach Herstellung eines ihm ganz ergebenen und allezeit schlagfertigen Heeres. Bis zum Jahre 1655 hatte er fein Heer schon auf 26 000 Mann mit 72 Geschützen gebracht. Das kostete freilich viel Geld, und das so sehr aufgesogene Land konnte die Steuern nicht ausbringen ; ja die Ritterschaft weigerte sich, ihm neue Steuern Zu bewilligen. Da führte er zur Entlastung des Grundbesitzes von den drückenden Steuern eine Verbrauchssteuer auf alle im Lande gebrauchten oder verfertigten und alle ein- oder ausgeführten Waaren ein, die sog. Accife. Dadurch hob sich der Werth des Grundbesitzes, und die nothwendigen Gelder wurden mit Leichtigkeit beschafft. Seine fürstliche Macht hob er dadurch, daß er den Ständen (der Ritterschaft) das Steuerbewilligungsrecht ent-zog; er sagte: „Ein Fürst darf die Regierungsgewalt mit niemand theilen; er allein hat das Wohl aller Unterthanen im Auge. Wie er in Verwaltungsangelegenheiten von seinem Rathgeber Otto von Schwerin unterstützt wurde, so hatte er bei der Ausbildung
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer