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1. Neue und neueste Geschichte - S. 69

1880 - Dillenburg : Seel
— 69 — Feuer und Geist. Dazu kamen seine geistigen Eigenschaften: klarer Verstand, unerschrockener Heldenmuth, kräftiger und fefter Wille, der das einmal ins Auge gefaßte Ziel feft hielt, und eine tiefe Menschenkenntnis. Bei allen diesen Vorzügen schmückte ihn eine nngeheuchelte Religiosität, welche in fleißigem Besuche des Gotteshauses und in häufigem ernsten Gebete sich zeigte; so forderte er auch von den Soldaten, daß sie alle Morgen und Abeude ihr Gebet verrichten sollten. Er hielt strenge aus Sitte und Zucht im Lande; seine kriegerischen Erfolge schrieb er dem Herrn zu. Zu seiner Zeit herrschte ein unseliger Streit zwischen den beiden evangelischen (Konfessionen. Beiden war das wahrhaft religiöse Leben über dem Streite über Glaubenssatzungen abhanden gekommen; durch den Hader über das Wort hatten sie den Geist des Glaubens verloren. Anfänglich versuchte der Kurfürst die Auseinandergekommenen durch Religionsgespräche zu versöhnen; da dies ohne Erfolg war und von beiden Seiten sogar auf den Kanzeln gegen einander geeifert wurde, so daß die Gemeinden Anstoß an der Handlungsweise der Geistlichen nehmen mußten, verbot ^der Kurfürst den Gebrauch der Kauzel zu derartigen geistigen Fehden und verlangte von den Geistlichen die Unterschrift eines Reverses, in welchem sie sich verpflichteten, sich aller Angriffe und Beschimpfungen der Gegenpartei zu enthalten. Die meisten Pfarrer unterschrieben, nur einige (unter ihnen Paul Gerhard) nicht, weshalb letztere aus ihrem Amte entlassen wurden. Wie das persönliche, so war auch das häusliche Leben des großen Kurfürsten von wahrer Gottesfurcht getragen. Auch die Gemahlin Friedrich Wilhelms war von aufrichtiger Frömmigkeit beseelt; sehr fleißig hielt sie Andachtsübungen; ihre Hände waren stets offen, wenn es galt, Noth und Elend zu lindern. Sie lorgte dafür, daß jeder Soldat ein neues Testament im Tornister habe. Ihren Gemahl begleitete sie auf allen Reisen, selbst auf seinen Kriegszügen Sie wird als Verfasserin mehrerer Kirchenlieder, unter denen das schöne Lied: „Jesus meine Zuversicht", genannt. _ Großen Schmerz bereitete der im Jahre 1666 nach der Geburt eines Prinzen erfolgte Tod der trefflichen Frau dem Kurfürsten; mit ihm trauerte das ganze Land um die echte Landes-mntter. Mehrere Jahre später verheiratete sich Friedrich Wil- ?|lm.zum zweitenmale und zwar mit Dorothea von Braun-schweig. m^j?ä^renb der letzten Lebensjahre war der Kurfürst viel von Gichtschmerzen geplagt; im Frühjahre 1688 trat die Wassersucht
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