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1. Neue und neueste Geschichte - S. 150

1880 - Dillenburg : Seel
— 150 — Welt, ist nicht mehr." Durch den Brand von Moskau war Napoleons ganzer Plan vereitelt worden. Das Heer war auf 100 000 Mann zusammengeschmolzen; überall war es von Feinden umgeben; Lebensmittel und Obdach fehlten. Da bot Napoleon Alexander den Frieden an; aber Alexander erklärte, daß an Unterhandlungen nicht zu denken sei, so lange noch ein Feind auf dem Boden Rußlands stehe. Da der gefürchtete russische Winter gerade in diesem Jahre sehr frühe eintrat, so gab Napoleon am 15. October den Befehl zum Rückzüge. Die Kälte hatte schon die Höhe von 18°B. erreicht; die wenigen Kleidungsstücke boten keinen hinreichenden Schutz. Der Weg war derselbe, als auf dem Hinmärsche, daher nirgends Lebensmittel, nirgends Obdach. Meist fand man des Morgens ganze Abtheilungen verhungert oder erfroren um die Wachtfeuer liegen. Dazu ging jetzt der Feind zum Angriff über; die Haufen, welche umliegende Dörfer überfielen, um Lebensrnittel zu erhalten, wurden von den zahlreich umherschwärmenden Kosaken niedergemacht. Als das Heer Smolensk erreichte, zählte es noch 40 000 Mann; 30 000 zogen ohne Führung und Ordnung dem Heere nach. In Smolensk hatte Napoleon seinen Truppen- einige Ruhetage gönnen wollen; da aber die Nähe der Feinde befürchten ließ, der Uebergang über die 33 er es in ci werde gesperrt werden, so ging es ohne Rast weiter. In Eile wurden zwei Brücken über den Flnß geschlagen. Art diesen entstand aber ein fürchterliches Gedränge; jeder wollte zuerst hinüber, warf die vor ihm Befindlichen nieder oder stieß sie über die Brücke in's Wasser; auf einer nahen Anhöhe hatten die Russen Kanonen aufgestellt und feuerten mit Kartätschen in die dichten Hausen. Tausende suchten sich auf schwimmenden Eisblöcken über den Fluß zu retten, fanden aber in den Wellen ihr Grab. Vier Tage (26.-29.) dauerte dieser grause Uebergang; da brach man die Brücke ab, das Nachsetzen der Russen zu verhindern; alle Nachzügler fielen in die Hände der Russen. Kaum 8000 halbkampffähige Soldaten waren von der ungeheuren Armee übrig; in Rußland scharrte man über 240 000 Menschen ein. Fast alle europäischen Länder hatten den Verlust von Unterthanen zu betrauern. Gegen das Ende des Jahres schwankten die letzten Nachzügler, Leichen ähnlich, über die preußische Grenze. Am 5. December verließ Napoleon fein Heer und eilte unerkannt, in Betten und Pelze gehüllt, auf einem Schlitten über Warschau und Dresden nach Paris. Von dort lautete die erste Nachricht über den Kaiser: „Die Gesundheit Sr. Majestät war nie besser."
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