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1. Biographien und Monographien - S. 73

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 73 — beunruhigten das Land, das Raubrittertum trieb ungeschent sein Wesen: kein anderes Recht galt mehr als das Faustrecht. Solche Zustände ließen das deutsche Volk lebhaft wünschen, endlich wieder einen kräftigen Herrscher an der Spitze zu sehen. Die Fürsten gaben denn auch dem allgemeinen Verlangen nach und hoben den in Schwaben und im Elsaß reich begüterten Grafen Rudolf von Habsburg (1273 — 1291) auf den Throu. Man hätte keine bessere Wahl treffen können. Rudolf stand wegen seiner Klugheit und Tapferkeit, wegen seiner Gerechtigkeitsliebe und nngeheuchelten Frömmigkeit in hohem Ansehn und war namentlich der Liebling der Bürger, denen er stets willfährigen Schutz gegen die Raubgier der Edelleute augcdeiheu ließ. Der Erzbischof von Mainz war einst auf einer Reise nach Rom persönlich von ihm über die Alpen geleitet worden, und zum Dank dafür hatte dieser feine Erhebung bewirkt. Wenn auch Rudolf bei seiner Erwählung den Fürsten ihre erworbenen Rechte hatte gewährleisten müssen, so verstand er es doch gar wohl, sich ihnen gegenüber Achtung zu verschaffen. Nur der stolze Ottokar von Böhmen, der sich selbst aus die Krone Hoffnung gemacht, versagte ihm die Anerkennung. Da rückte er in Österreich ein und nötigte den trotzigen Vasallen zu der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde. Von beiden Seiten wurde tapfer gestritten, lange wogte der Kampf unentschieden hin und her, bis endlich die Deutschen den Sieg errangen und Ottokar im Gedränge den Tod fand. Die Folge davon war, daß die von dem Böhmenkönige einst widerrechtlich besetzten Herzogtümer Österreich, Steiermark und Krain an Rudolfs Söhne kamen, wodurch der Grund zu der Macht des habsburgischen Hauses gelegt wurde. Mit den Päpsten lebte Rudolf stets im besten Einvernehmen, da er sich nicht in die italienischen Angelegenheiten mischte. Er verglich Italien mit einer Löwengrube, in die man wohl glücklich hineinkäme, aus der man aber nimmer zurückkehre. Sein größtes Verdienst bestand in der Sicherung des Landfriedens und in der Handhabung der Gerechtigkeit. In Thüringen allein zerstörte er 66 Raubburgen, und die bei dieser Gelegenheit gefangenen Raubritter mußten, ihrer 29 an der Zahl, ohne Gnade zu Erfurt hängen. Zur Aufrechthaltung der Ordnung durchzog er mehrere Male das Reich von einem Ende zum andern. Überall saß er selbst zu Gericht, und jedem erlaubte er, persönlich vor ihm zu erscheinen. „Ich bin wahrhaftig nicht Ka'ser geworden", sprach er, „daß ich mich von den Menschen abschließe". In seiner Lebensweise war Rudolf sehr einfach, man konnte ihn sogar im Felde seinen Wams mit eigenen Händen flicken und seinen Hunger mit ungekochten Rüben stillen sehen. Seine allzugroße Güte und
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