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1. Biographien und Monographien - S. 171

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 171 — Am sich greifen zu sehen. Durch die rasche Zunahme der Fabriken, welche ihre Erzeugnisse mit Hilfe von Maschinen weil billiger herzustellen vermochten als die einfachen Handwerker, war das Kleingewerbe eben so rasch zurückgedrängt, die Zahl der Lohnarbeiter aber beträchtlich erhöht worden. Nun stand leider der Verdienst der letzteren in fast gar keinem Verhältnis zu den oft bedeutenden Gewinnen der Fabrikherren, und während sich diese mit einem unerhörten Luxus umgaben, erhielten die von ihnen beschäftigten Leute kaum so viel, um von der Hand in den Mund zu leben, ohne für eine einigermaßen gesicherte Zukunft sorgen zu können. So kam es, daß dieselben immer eifriger den Hetzreden der Sozialdemokraten lauschten, die den Umsturz aller gesellschaftlichen Ordnung predigten, die Erwerbsmittel des Landes für die Gesamtheit der Bewohner in Anspruch nahmen und offen auf den Ausbruch einer Revolution hinwirkten. Die neue Lehre breitete sich von Jahr zu Jahr weiter aus, und unter ihrem verderblichen Einfluß begann die Ehrfurcht vor staatlichen und kirchlichen Einrichtungen vielfach zu schwinden, die Freiheit im Denken und Reden zur Frechheit auszuarten und Roheit und Zuchtlosigkeit an die Stelle von Anstand und Sitte zu treteu. Die Regierung blickte längst schon mit ernster Besorgnis auf das gefährliche Treiben, als am 11. Mai und am 2. Juni 1878 zwei Sozialdemokraten , Hödel und Nobiling, fluchwürdige Attentate auf das Leben des Kaisers unternahmen, von denen das zweite eine erhebliche Verwundung des greisen Herrn zur Folge hatte. Da verzichtete man auf die bisher geübte Milde und Schonung und erließ strenge Verordnungen gegen die Bestrebungen der staats- und gesellschaftsfeindlichen Partei, indem man die Vereine und Versammlungen sowie die Druckschriften derselben verbot und ihre Hetzer und Wühler mit Ausweisung bedrohte. Kaiser Wilhelm wollte aber nicht nur strafen und wehren, sondern auch der thatsächlich vorhandenen Not der Arbeiter abhelfen und die Lage der besitzlosen Klasse nach Möglichkeit bessern. Darum schuf er mit Zustimmung des Reichstages, den er durch eine besondere Botschaft dazu aufgefordert, zwei Gesetze, welche nicht ohne die wohlthätigste Wirkung bleiben konnten, nämlich das Kra nk env er sich er'nngs-und das Unfallversicherungs-Gesetz, während ein drittes Gesetz, die Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter betreffend, von seiner Regieruug wenigstens vorbereitet wurde. In wunderbarer Rüstigkeit des Leibes und in voller Kraft des Geistes erreichte Kaiser Wilhelm das hohe Alter von nahezu 91 Jahren. Wie selten einen Fürsten hatte des Himmels Gnade ihn gesegnet und ihn nach trüber, sturmbewegter Jugend und stiller Mannesthätigkeit zu Ehre, Ruhm und Glanz gelangen
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