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1. Sagen und Geschichten - S. 30

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
30 ein unermeßlicher Strom wälzten sich die Feinde der Stadt m, ihre Scharen bedeckten gleich Heuschreckenschwärmen die Felder, ihr wildes Geheul erfüllte die Lüfte. Riesenhafte Körper, rohe Zuge, langes, struppiges Haupthaar und ein großer Schnurrbart machten ihren Anblick grauenhaft, und entsetzt flohen die Landleute hinter die Mauern der befestigten Orte. Am Bache Allia, drei Meilen von Rom, hatte das römische Heer Stellung genommen, erlitt aber eine Niederlage, aus der sich nur einige versprengte Haufen nach dem kürzlich eroberten Veji zu retten vermochten. Zum Glück zerstreuten sich die Sieger unmittelbar nach der Schlacht über die weite offene Landschaft und verbrachten zwei Tage mit Rauben, Morden und wilden Ausschweifungen, -o gewannen die wehrlosen Bewohner der Stadt, die Greise, Weiber und Kinder, Zeit, sich und ihre beste Habe durch schleunige Flucht in Sicherheit zu bringen. Nur achtzig bejahrte Männer aus dem Stande der Patricier waren nicht zum Abzug zu bewegen; sie knüpften ihr Leben an das Schicksal der teuren Heimat und beschlossen als Sühnopfer für dieselbe zu fallen. Am dritten ^age drangen die Gallier in das unverteidigte Rom ein und erblickten im Hintergründe des Marktes jene achtzig Greise, die ehrsurchtgebieteud gleich Wesen einer höheren Welt ans ihren Stühlen saßen. Zweifelhaft, ob nicht die Götter herabgestiegen wären, um Rom zu retten oder zu rächen, näherte sich ein Gallier einem der Greise und berührte seinen weißen Bart, weshalb dieser ihn zornig mit seinem Stabe auf den Kopf schlug. Da fielen die Barbaren über die Wehrlosen her und stießen sie ohne Ausnahme nieder, worauf sie sich über die leeren Straßen ergossen, die Wohnungen ausraubten und dann die ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelten. Jetzt versuchten die Gallier auch das Capitol, die Burg von Rom, zu erstürmen, wo eine kleine Zahl Bewaffneter zurückgeblieben war. Einmal in der Nacht hatten sie schon auf der steilen Bergwand, die am Tage zuvor ein kühner Römer aus Veji erklommen, die Spitze des Felsens erreicht. Da erhoben die Gänse, die im capitolinischen Heiligtum zu Ehren der Göttin Juno (Here) unterhalten wurden, ein lautes Geschnatter. Sofort eilte der tapfere Marcus Maulius herbei und stieß mit kräftigem Arme den ersten Gallier hinab, dessen Fall auch die nachfolgenden mit in die Tiefe riß. Nun beschlossen die Feinde, die Feste eng einzuschließen, in der Hoffnung, die Besatzung durch Mangel zur Übergabe zu zwingen. Wirklich stieg die Not auf der Burg bald zu einer solchen Höhe, daß das Leder der Schilde und Sohlen verzehrt wurde. Aber auch die Belagerer hatten in der verödeten und ausgeplünderten Gegend schwer zu leiden, und ihre Reihen lichteten sich durch Hunger und Krankheit von Tage zu Tage. So kam endlich ein Vertrag zu stände, nach welchem der gallische
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