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1. Sagen und Geschichten - S. 39

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
anderen deutschen Fürsten und eifrigen Anhängers der Römer. Er sollte bald inne werden, zu welchem Zwecke sich der junge Cherusker von ihm getrennt, und wie thöricht er gehandelt, den Worten des Verräters keinen Glauben zu schenken. In den Bergen und Schluchten des rauhen Waldgebirges erwarteten die verbündeten Scharen den Feind, und der Himmel selbst schien sich mit ihnen zum Untergange desselben verschworen zu haben. Ungewitter brachen los, der Sturm heulte in den Wipfeln der Eichen, der Regen stürzte in Strömen hernieder, und nur schwer vermochten die Römer im Kampfe mit den entfesselten Elementen vorwärts zu kommen. Durch das Brausen des Windes aber und durch das Tosen der Gewässer ertönte der Schlachtgesang der Germanen, die erst in kleineren Trupps, dann in immer größeren Massen auf die ermatteten Krieger eindrangen. Unter unaufhörlichen Gefechten und stetig wachsenden Verlusten erreichte Varus am Abend eine freie Waldwiese, wo er ein notdürftig befestigtes Lager aufschlagen ließ. Am nächsten Morgen setzte er den Marsch fort, nachdem man zur Erleichterung desselben einen Teil der Wagen samt dem entbehrlichsten Gepäck den Flammen übergeben hatte. Doch nur eine kurze Strecke hatten die Römer zurückgelegt, und schon vernahmen sie aufs neue das rurchtbare Kriegsgeschrei der Deutschen. ^ Als ob die Blätter würden Zungen all', To tönt hervor vieltausendstimm'ger Schall: Als ob die Zweige würden Schwert und Speer, So stürzt auf einmal aus dem Wald ein Heer. Die Schrecken des vorhergehenden Tages wiederholten sich in erhöhtem Maße, die Angriffe wurden immer planmäßiger und verderblicher, und Mann auf Mann der Dahinziehenden sank tot oder verwundet zu Boden. Vergeblich suchten die Römer geordnete Schlachtreihen zu bilden, die wilde Gebirgsgegend hinderte sie daran, und fast wehrlos sahen sie sich den Pfeilen und Wurfspießen der Gegner bloßgestellt. Hoffnungslos bezogen sie am Abend ein Lager, um sich am dritten Morgen nach einem sumpfigen Thalgrunde fortzuschleppen, wo der letzte Todeskampf ihrer wartete. Von allen Seiten stürmten die Deutschen auf den Feind ein, und wie tapfer sich auch der kleine Rest verteidigte, dem Lose der Vernichtung vermochte er nicht zu entgehen. Varus, der die schmähliche Niederlage nicht überleben wollte, stürzte sich in sein Schwert, und viele der vornehmsten Anführer folgten seinem Beispiele. Nur wenige Flüchtlinge retteten sich an den Rhein zurück, um die Kunde zu überbringen, daß das ganze große Heer, gegen 50000 Mann, im Teutoburger Walde erschlagen liege oder in die Hände der Barbaren gefallen sei. Als Augustus diese Schreckensbotschaft vernahm, soll er verzweiflungsvoll aus-
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