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1. Sagen und Geschichten - S. 69

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
der Bitte um Hilfe überreichte. Urban, der darin einen Wink des Himmels erkannte, faßte den Entschluß, eine große Heerfahrt nach dem Osten zu veranstalten, und erteilte Peter den Auftrag, die Gemüter für das verdienstvolle Unternehmen vorzubereiten. Nun durchreiste dieser ganz Italien und Frankreich, mit flammenden Worten die Menge auffordernd, zum Schwerte zu greifen und das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. In Kirchen, auf Märkten und an Kreuzwegen ließ er feine mahnende Stimme erschallen, und seine äußere Erscheinung erhöhte die Macht seiner Rede. Abgezehrt von Hunger und Durst und langen Beschwerden, barfuß und mit entblößtem Scheitel, in Lumpen gekleidet, einen Strick um die Lenden und in der Hand ein Kruzifix, fo zog er auf einem Esel sitzend von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Überall, wohin er kam, strömten ihm die Menschen in Scharen zu, und überall riß er seine Zuhörer zu niegesehener Begeisterung fort. Als Urban vernahm, welche Wirkung Peters Predigten hervorbrachten, berief er für den Herbst des Jahres 1095 eine Kirchenversammlung nach Clermont in Südfrankreich. Die weite Ebene, auf der sie abgehalten wurde, war^mit einer zahllosen Menge höherer und niederer Geistlichen, Fürsten, Rittern und Männern aus dem Volke bedeckt. Noch einmal schilderte hier der Papst in einer von Thränen und Seufzern unterbrochenen und doch auch wieder feurigen Rebe die Drangsale der morgenländischen Glaubensbrüder und rief bte ganze Christenheit zu den Waffen wiber die Barbaren, welche die heiligen Orte entweihten, die Kirchen in Viehställe verwanbelten und die Bekenner Jesu aufs grausamste mißhanbelten. Je länger er sprach, beste höher stieg die Begeisterung, bis zuletzt kein Auge trocken und keine Wange kalt blieb und viel taujenbstimmig der Ruf erschallte: „Gott will es! Gott will es!" Bischof Abhemar von Puy, der schon einmal das heilige Laub besucht, kniete zuerst vor dem Papste nieber und bat um die Erlaubnis, sich dem Zuge anschließen zu biirfen. Seinem Beispiele folgten viele der anwesen-ben Geistlichen und die Mehrzahl der Laien, und alle hefteten nach alter Pilgerfitte und zum Zeichen des gemeinsamen frommen Unternehmens ein rotes Kreuz auf ihre rechte Schulter. Von Clermont aus aber pflanzte sich die Bewegung durch ganz Frankreich, Italien und die angrenzenben Gebiete fort, und jeber Staub, jebes Alter und jebes Geschlecht wurde von ihr ergriffen. Der Landmann eilte vom Pfluge weg, der Hirt verließ seine Herbe, Ehegatten trennten sich, Eltern entzogen sich ihren Kindern, Mönche und Nonnen entliefen ihren Zellen, um in die Reihen der Gottesstreiter einzutreten. Ein Gebanke, der nicht von dieser Welt war, bitrchbrang bte Herzen, keiner wollte dem großen
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