Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Sagen und Geschichten - S. 114

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
114 der Teuren in ihrer schwersten Stunde nicht zu fehlen. Es war ein trauriges Wiedersehn, und nicht Herr seiner Gefühle, eilte der schmerzerfüllte Gatte auf Augenblicke hinaus, feinem gepreßten Herzen Luft zu machen. Da sprach die Kranke zu den Umstehenden: „Der König thut, als ob er Abschied von mir nehmen wolle; sagt ihm, er solle das nicht, ich sterbe sonst gleich." Gegen 9 Uhr erfolgte ein neuer heftiger Anfall, und die Hand des Gemahls erfassend rief die Leidende: „Ach, mir hilft nichts als der Tod!" Bald darauf bog sie sanft das Haupt zurück und seufzte: „Herr Jesu, mach es kurz!" Dann atmete sie noch einmal still auf, und der Geist der besten und edelsten Fürstin verließ seine irdische Hülle. 54. Napoleon in Rußland. Napoleon stand auf dem Gipfel seiner Macht, fast ganz Europa laty ihm zu Füßen. Seine Truppen hielten Spanien besetzt, Italien war ihm nnterthänig und Holland seinem Reiche einverleibt; in dem größten Teile von Deutschland schaltete er als oberster Gebieter, Preußen und Östreich mußten sich seinen Wünschen fügen, und Dänemark und Schweden gehörten zu feinen engsten Verbündeten. Nun gelüstete es ihn auch, Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen, und mit mehr als einer halben Million Streiter brach er im Frühjahre 1812 nach dem fernen Osten auf. Am 24. Juni überschritt das aus Völkern der verschiedensten Zungen gemischte Heer den Niemen, schlug die Gegner in zwei der blutigsten Schlachten und erreichte Mitte September die alte russische Hauptstadt Moskau. Hier hatte der siegreiche Franzosenkaiser den Seinen nicht nur ruhige Winterquartiere, sondern auch das Ende des ganzen Kampfes versprochen. Aber es kam anders, als er gedacht. Bereits am folgenden Tage entstand, von den flüchtenden Einwohnern selbst verursacht, eine Feuersbrunst, welche mit Windeseile um sich griff und binnen kurzem die Mehrzahl der meist aus Holz gebauten Häuser in Asche legte. Damit war jede Aussicht auf ein behagliches Rasten geschwunden, denn die rauchende Trümmerstätte bot keinen Aufenthalt für ein großes Heer, und die ringsum verödete Gegend vermochte nicht die nötigen Lebensmittel zu liefern. Trotzdem verweilte Napoleon noch vier Wochen in derselben, weil er glaubte, Kaiser Alexander von Rußland werde kommen und demütig um Frieden bitten. Dieser aber wollte mit keinem Feinde unterhandeln, der im Herzen seines Reiches stand, und erwiderte auf die ihm gemachten Vorschläge, jetzt solle der Krieg erst recht angehen. Da endlich entschloß sich der Stolze zum Rückzüge, nachdem er noch vorher das alte Residenzschloß der Zaren, den ehrwürdigen Kreml, hatte in die Luft sprengen lassen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer