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1. Sagen und Geschichten - S. 120

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
120 mit der größten Erbitterung gerungen, Sturm auf Sturm versuchten die Franzosen, doch stets sahen sie sich mit Verlust zurückgeworfen. Wellington war entschlossen, seinen Posten zu behaupten und entweder zu siegen oder zu sterben. Er setzte sich auf die Erde und erklärte, hier werde er bleiben und keinen Fuß breit weichen. „Haltet Euch fest/' rief er seinen Kriegern zu; „was würde man in England sagen, wenn wir geschlagen würden!" Aber immer neue Kolonnen ließ Napoleon gegen die Höhen anrücken, immer mehr gerieten die englischen Schlachtreihen ins Schwanken, und immer ungestümer drangen die Franzosen vor. Da begann auch Wellington zu zweifeln, ob seine ermatteten Streiter den Kampf bis zum Abend auszuhalten vermöchten, und seufzend meinte er: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen !" Endlich donnerten im Rücken und zur Seite des Feindes die Kanonen, und erleichterten Herzens konnte nun der Feldherr rufen: „Gottlob, da ist der alte Blücher!" Trotzdem feine Truppen von dem vorgestrigen heißen Gefechte noch völlig erschöpft waren, hatte der preußische Oberbefehlshaber am Morgen des 18. Juni den Marsch nach Waterloo angetreten, indem er gegen Grouchy nur ein einziges Korps unter dem General Thielemann zurückließ. Als es zum Aufbruche ging, riet ihm der Arzt dringend, zuvor seine Seite einreiben zu lassen, welche infolge des Sturzes mit dem Pferde heftig schmerzte. Aber der heldenmütige Greis erwiderte: „Ach was, erst noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, wird wohl auf eins herauskommen. Geht es aber heute gut, so wollen wir uns bald alle in Paris waschen und baden." Es war ein äußerst beschwerlicher Marsch, den die Preußen zu überstehen hatten. Der Regen goß in Strömen vom Himmel, die Gräben füllten sich mit Wasser, die Bäche schwollen an, und die Wege wurden so schlecht, daß sie kaum zu passieren waren. Blücher fürchtete, er würde nicht zur rechten Zeit eintreffen, und sprengte von einem Heerhaufen zum andern, den Soldaten zurufend: „Vorwärts, Kinder, vorwärts! Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen, und Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" Und ob auch die Geschütze wiederholt in dem ausgeweichten Boden stecken blieben, die Rosse kaum fortzubringen waren und die Mannschaften oft vor Müdigkeit umsanken, man kam doch vorwärts. Als Napoleon zu seiner Überraschung die Preußen aus dem Schlachtfelde erscheinen sah, warf er ihnen schnell eine Anzahl Regimenter entgegen, um sie so lange aufzuhalten, bis er die erschütterten englischen Linien vollends gesprengt habe. Seine beste Truppe, die alte Garde, mußte im Sturmschritt vorgehen, und nicht unmöglich schien es, daß die Franzosen doch noch den Sieg davon tragen würden. Allein die Ankunft der preußischen Scharen,
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