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1. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 9

1910 - Berlin : Salle
Dädalus und Ikarus. 9 erlernt. Axt, Wage und Bohrer sollen die Handwerker zuerst durch den Dädalus erhalten haben. Auf alle, die es ihm in seiner Kunst gleich tun wollten, war er eifersüchtig. So auch auf seinen eigenen Neffen und Lehrling, der nach dem Gebiß einer Schlange die Säge erfunden hatte. Heimlich räumte er ihn aus dem Wege. Als die Tat aber doch ans Licht kam, mußte Dädalus aus Athen fliehen. Er entwich nach Kreta zum König Minos. Im Auftrag dieses Herrschers erbaute er das unheimliche Labyrinth: ein Haus mit vielen Hallen, Sälen und Gängen, dessen Räume so kraus ineinandergefügt waren, daß niemand wieder herausfand, der sich nicht mit dem Bauplan ganz genau vertraut gemacht hatte. Dädalus hatte sich, so sagt man, den ägyptischen Tempel als Vorbild seines Baues genommen. Das Labyrinth auf Kreta sollte ein sicheres Gefängnis bilden für das Ungeheuer, den Minotaurus, das der König Minos hier bewachen ließ. Da aber Dädalus auch auf Kreta durch eine Missetat Unwillen erregte, ließ der König ihn und seinen Sohn Ikarus in einen festen Turm werfen. Dädalus murrte nicht über die Strafe und bat seine Kerkermeister nur um eins: um Wachs und Leinwand, „denn", sagte er, „ich will für den König ein Kunstwerk verfertigen, das mir von neuem seine Gnade einbringen wird". Man glaubte ihm und besorgte das Gewünschte. Aber Dädalus sann auf ein Mittel, zu entfliehen, und hatte sich folgendes ausgedacht: Lange hatte er aufmerksam den Flug der Vögel beobachtet und endlich beschlossen, ihnen nachzuahmen: Viele Federn, große und kleine, sammelte er, band sie mit dünnen Fäden zusammen, so daß unten die kleinen, nach oben die größeren zu sitzen kamen; am unteren Ende verklebte er sie mit Wachs. Mit diesen Flügeln unternahmen er und sein Sohn Ikarus alle Tage kleine Versuche, sich in die Luft zu schwingen. „Land und Meer hat mir Minos Gewalt versperrt", meinte Dädalus, „aber die Lust ist ihm noch nicht untertan, die habe ich mir zu meiner Flucht vorbehalten!" Gesagt, getan. Eines Tages trat der kühne Baumeister seine Lustreise an, begleitet von seinem Sohne Ikarus. Der Anfang der Fahrt ging gut vonstatten. Wo die beiden vorüber -flogen, wunderten sich die Menschen, die Fischer, die Bauern, die Hirten über diese seltsamen Vögel. Dädalus hatte seinem Sohne streng bebefohlen: „Flieg immer dicht hinter mir. Komm' nicht dem Meer zu nahe, damit deine Flügel nicht Wasser trinken, schwer werden und dich herunterziehen. Hüte dich aber auch, der Sonne zu nahe -zu kommen, damit ihr Feuer nicht das Wachs an deinen Flügeln zum Schmelzen bringt." Zuerst befolgte Ikarus die Ratschläge des Vaters. Als er aber
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