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1. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 95

1910 - Berlin : Salle
Tie heilige Elisabeth. 95 Kind und verlobte sie frühzeitig mit dem ältesten Sohne, dem Grafen Ludwig. Wilde Spiele und geräuschvolle Feste sagten Elisabeth nicht zu. Als sie dann selbst, nach dem Tode ihres Schwiegervaters, Landgräfin von Thüringen geworden war, dachte sie an nichts anderes, als die Schmerzen der Kranken zu lindern, den Armen Brot zu spenden. Weit und breit sprach man von ihrer Güte und Frömmigkeit. Sie war so überaus mildtätig, daß ihre Schwiegermutter Sophie und auch ihr Gemahl Ludwig fürchteten, sie könne am Ende ihr ganzes Hab und Gut verschenken. Deswegen befahl ihr Ludwig, sie solle ihre Wohltaten etwas einschränken. Schweigend gehorchte Elisabeth, doch nicht lange. Ihr Herz zog sie immer wieder zu den Kranken und Armen. Da begegnete ihr eines Tages der Landgraf, wie sie gerade im Begriff war, einen Korb, mit Broten gefüllt, von der Wartburg nach Eisenach hinunterzutragen. Ludwig hieß sie stillstehen und fragte argwöhnisch: „Was hast du denn da in deinem Korbe?" Elisabeth erschrak und stammelte die Worte: „Mein lieber Herr, das sind Rosen, die ich eben gepflückt habe!" Ludwig, noch immer mißtrauisch, hob den Deckel vom Korbe — und siehe da! der Himmel hatte die fromme Lüge Elisabeths in Wirklichkeit verwandelt! In dem Korbe lag statt der Brote, eine Fülle duftender Rosen. Seit dem Tage, da dieses Rosenwunder sich zugetragen hatte, sagte Ludwig niemals „nein", wenn seine Gemahlin wieder Lebensmittel oder Arzneien an Bedürftige austeilen wollte, im Gegenteil, er war zufrieden mit allem, was sie tat. Ludwig und Elisabeth führten ein glückliches, gottgefälliges Leben miteinander. Da rief die Pflicht den Landgrafen in den Kreuzzug. Gleich anderen frommen Rittern, wollte er nach Palästina zum Grabe des Heilandes pilgern. Schwer wurde ihm der Abschied von Frau und Kindern. Aber Elisabeth war viel zu fromm, als daß sie den Gatten von seiner hohen Pflicht hätte zurückhalten mögen. Doch vom Söller der Burg sah sie ihm nach, solange ihre Augen den Davonreitenden noch erblicken konnten. Die Stimme ihres Herzens sagte ihr, daß sie ihn nicht wiedersehen würde. Und so kam es auch. Landgraf Ludwig gelangte gar nicht nach Palästina. In Italien ergriff ihn ein böses Fieber, das ihn in wenigen Tagen dahinraffte. Als die Trauerbotschaft vom Ableben des von jedermann geliebten Landgrafen Ludwig aus die Wartburg kam, brach Elisabeth in fassungslosem Schmerz in der Galerie des Landgrafenhauses zusammen. Der schmale Gang trägt nach ihr, bis zum heutigen Tage, den Namen Elisabethgalerie. Ein deutscher Maler, Moritz von Schwind, hat
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