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1. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 104

1910 - Berlin : Salle
104 Iii. Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte. und mit einer weißen Fahne in der Hand schritt sie dem Heere voran. Sie ging nach Orleans, um die fast verhungerten Einwohner dieser Stadt mit Lebensrnitteln zu versehen. Unterwegs hielt sie strenge Zucht im Heere. Orleans wurde erreicht. Sie ließ den Engländern sagen, daß sie sich entfernen sollten. Diese spotteten der „Jungfrau von Orleans" — so wurde sie jetzt genannt —, obgleich sie doch vor ihr, wie vor einem wunderbaren Wesen, Furcht hatten. Johanna begann den Angriff auf die Bollwerke und Verschanzungen der Engländer. Nach einem heftigen Kampfe, in welchem Johanna durch einen Pfeil gefährlich verwundet wurde, wichen die Engländer, und die Jungfrau zog siegreich in die Stadt ein. Die Vertreibung der Engländer durch eine Jungfrau erregte das größte Aufsehen in Frankreich. Man hielt Johanna für ein göttliches Wesen und kam, ihre Kleider und die Füße ihres Pferdes zu küssen. Sie begab sich aber nach Tours, wo Karl Vii. war, kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dauphin, empfanget die heilige Salbung und Eure königliche Krone zu Rheims. Ich habe das größte Verlangen, Euch dahinziehen zu sehen; darum eilet." Die Städte und Schlösser, welche zwischen Tours und Rheims lagen, waren alle von den Engländern besetzt. Dennoch folgte der König dem Rate der Jungfrau. Mehrere feste Plätze ergaben sich, andere wurden im Sturm genommen. Johanna zeigte überall Mut und Unerschrockenheit. Der Helm wurde ihr einmal zerschmettert, und sie selbst stürzte in einen tiefen Graben. Trotz dieser Gefahren führte sie den König glücklich nach Rheims, woselbst die Krönungsfeier stattfand. Johanna stand am Altare neben ihm mit ihrer Fahne in der Hand, umfaßte nach der Krönung feine Knie und sprach: „Edler König! jetzt ist Gottes Wille erfüllt, der verlangte, daß ich Orleans entsetzen und Euch nach dieser Sladt Rheims zur heiligen Salbung führen sollte." Der König erhob darauf die ganze Familie der Jungfrau in den Adelstand. Man erzählt, daß nach der Krönung Johanna den König gebeten habe, sie zu entlassen, weil ihr Werk vollbracht sei. Allein der König und das Heer sollen sie durch vieles Bitten zum Bleiben bewogen haben. Merkwürdig ist es, daß Johannas fernere Taten nicht mehr vom Glücke begleitet waren, und daß sie selbst auch keinen so großen Mut mehr zeigte. Die vorgefallenen Ereignisse machten auf die Karl feindlich gesinnten Städte Frankreichs einen solchen Eindruck, daß sie sich bald ergaben. Nur Paris blieb hartnäckig. Johanna belagerte die Stadt. Da der schwache König ihr keine Hilfstruppen schickte, konnte sie trotz aller Tapferkeit nichts ausrichten. Sie wünschte von neuem, in die Einsamkeit zurückzukehren. Allein sie
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