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1. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 102

1910 - Berlin : Salle
102 Die Geschichte Brandenburgs bis zum Großen Kurfürsten. sich gar nicht darum kümmerte. Die Niederlausitz verkaufte er an den Kaiser, und als er sich endlich, wahrscheinlich aufgestachelt durch andere Fürsten, denen Karl Iv. zu mächtig wurde, der Abhängigkeit von ihm entziehen und die Mark Brandenburg seinen bayerischen Verwandten zuwenden wollte, zwang ihn der Kaiser in dem Vertrage von Fürstenwalde (1373), ihm gegen Zahlung von 500 000 Goldgulden und Abtretung von zwölf Städten und Schlössern in der Oberpfalz die Mark zu überlassen. Vor den Truppen seines kaiserlichen Schwiegervaters hatte Otto der Faule sich hinter die schützenden Mauern Frankfurts a. d. O. geflüchtet. Aber bei der andauernden Belagerung entsank ihm der Mut. Als Flehender erschien er schließlich im Lager des Kaisers. Seine Abdankung überlebte er nur einige Jahre. Mit ihm endete nach fünfzigjähriger Dauer die Herrschaft des bayerischen Hauses über die Mark. Tie luxemburgischen Markgrafen (1373—1415). Karl Iv. (1373—1378). Die fünf Jahre, die Karl Iv. für seinen unmündigen Sohn Wenzel regierte, waren ein Segen für die Mark, die vor allem Ruhe und Frieden brauchte, um sich von den äußern und innern Fehden zu erholen. Karl förderte Gewerbe und Landbau und steuerte dem Raubrittertum, das unter der Bayernherrschaft mächtig in die Höhe gekommen war. Vor allen Dingen strebte Karl danach, Brandenburg mit dem Königreich Böhmen zu vereinigen (das verbindende Glied Schlesien war ja auch in seinem Besitze), was den Märkern durchaus zusagte, die mit Neid oft genug auf dies Land geblickt hatten, in welchem unter Karls vortrefflichen Einrichtungen Handel und Gewerbe, Kunst und Wissen blühten. Und so wurde denn zu Tangermünde, wohin Karl die Stände berief, nachdem er für sich und seinen Sohn Wenzel die Huldigung entgegengenommen hatte, feierlich festgesetzt, daß Böhmen und Brandenburg fortan, und zwar „für ewige Zeiten", ein Reich bilden sollten. Hiernach schloß Karl Friedensbündnisse mit den der Mark zunächst wohnenden Fürsten und befestigte einzelne Grenzstädte. Wie sorgsam er darauf bedacht war, das Wohl des Landes zu fördern, zeigte er durch die Wiederherstellung der Rechtspflege, die bei seinem Regierungsantritt ganz danieder lag, und dadurch, daß er ein „Landbuch", d. h. ein Verzeichnis aller Ortschaften des Landes, der in denselben wohnenden Besitzer nebst ihren nutzbaren Grundstücken usw. aufnehmen ließ.. Auf Grund einer solchen Übersicht hoffte er in heilsamster Weise für des Landes Wohlfahrt wirken zu können. Dieses Landbuch enthält höchst wichtige Anhaltspunkte für die Geschichtsforschung und ist zugleich ein dauerndes Denkmal der Ordnungsliebe Kaiser Karls Iv. Jährlich pflegte der Kaiser einmal auf längere Zeit nach der Mark Brandenburg zu kommen, wo er dann in Tangermünde, für das er eine besondere Vorliebe hegte, Hof hielt. Das in der Stadt befindliche Schloß wurde von ihm erweitert und in herrlichster Weise ausgeschmückt. Außerdem erbaute er daselbst ein Rathaus und eine Kirche; auch gründete er ein Kollegialstift. War er in seinen übrigen Landen, so ruhten seine Rechte in den Händen des Bischofs Peter von Lebus und Dietrichs von Schulenburg. Beide leiteten zugleich die Erziehung seiner Sohne Sigismund und Johann. Seinem Sohne Wenzel hatte er bereits die römische Königswürde zu verschaffen gewußt, wodurch diesem die Nachfolge in dem kaiserlichen Amte gesichert war. Nach Karls Iv. Bestimmung sollte Wenzel Böhmen und Schlesien, Johann die Lausitz und die Neumark, Sigismund dagegen die Mark Branden-
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