1910 -
Berlin
: Salle
- Autor: Mensch, Ella
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Studienanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Luthers Ausbildung und erste Kämpfe.
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bischof Albrecht darum angegangen hatte, den Behauptungen zwei
Reihen eigener Thesen in scholastisch-wissenschaftlicher Form gegenüber.
Die Frage nach dem Ansehn und der Gewalt des Papstes, der
in Glaubenssachen keinem Irrtum unterworfen sei, stellten diese Thesen
in den Mittelpunkt des Streites.
Ein Geistlicher aus der Umgebung des Papstes, Silvester Mazolini
von Prierio verfuhr in seiner Entgegnung auf Luthers Thesen ähnlich,
indem auch er allen Nachdruck auf die unantastbare Autorität des
Papstes legte. Dabei behandelt er den obskuren Deutschen, dessen
„hündisch-bissige" Sätze er nur in aller Kürze abtun wolle, so gering-
schätzig als möglich.
Der Prior in Köln, Jakob von Hoog st raten, auch ein Domini-
kaner, bekannt aus seinem Streit mit Reuchlin, fordert in einer Schrift,
daß gegen den neuen gefährlichen Ketzer Luther sofort mit dem Feuer
eingeschritten werde.
Ein gefährlicherer und bedeutenderer Gegner erwuchs Luther in
Johann Eck, Professor an der Universität Ingolstadt und Kanonikus
zu Eichstätt. Eck hatte anfangs Fühlung mit dem Kreise der
Humanisten gesucht, sich auch gut mit Luther gestanden, so daß dieser
sehr überrascht war, als Eck unter dem Titel „Obelisken" eine Streit-
schrist gegen ihn erscheinen ließ, die ebenso gehässig wie oberflächlich
abgefaßt war. Es wurde u. a. darin gesagt, das, was Luther vor-
bringe, sei böhmisches Gift, hufsitische Ketzerei.
Das Verhör durch Kajetan in Augsburg.
Papst Leo X. war anfangs geneigt, diese ganze durch Luther
angeregte Streitsache leicht zu nehmen, zumal er mit den Mitteln der
päpstlichen Gewalt jederzeit den unruhigen Mönch mundtot machen
konnte. Luther seinerseits hielt in den Schreiben an den Statthalter
Christi noch immer den Ton höchster Ehrfurcht und Demut fest, war
auch innerlich der Überzeugung, der Papst selbst werde in dem Streit
gegen die unverschämten Ablaßkrämer sein Beschützer werden. Eine
Kirchenspaltung herbeizuführen, lag ihm ganz fern. Erst allmählich
wurde er durch die Ereignisse zu diesem Schritt gedrängt.
Ein Vierteljahr nach dem Erscheinen der Thesen verordnete der
Papst, der Generalvikar des Augustinerordens solle „den Menschen be-
sänftigen". Dann wurde in Rom ein Ketzergericht eingesetzt. Binnen
sechzig Tagen sollte Luther vor ihm erscheinen. Feind und Freund
konnten jich sagen, daß es von dort für ihn keine Wiederkehr gab.
Zugleich versuchte man in Rom, den Kaiser Maximilian wie auch den
Kurfürsten von Sachsen dahin zu bearbeiten, daß sie sich Luthers nicht