1910 -
Berlin
: Salle
- Autor: Mensch, Ella
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Studienanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Tie deutsche Reformation.
linge Hochmut und Überhebung zur Schau trugen und wie auch
schlechte Deutsche durch Jagen nach Gunst und Ämtern und Kriecherei
vor dem päpstlichen Stuhl sich erniedrigten.
In Gedichten, Satiren und Flugschriften geißelte er die Juristen
und das römische Recht, den rohen Adel und die Tyrannei der Fürsten,
unter welchen namentlich Ulrich von Württemberg seinen ganzen
Zorn erregte. Dieser Herzog hatte eilten Vetter Huttens, den jungen
und einnehmenden Hans von Hutten, meuchlings niedergestochen. Der
Ermordete war einst des Herzogs Stallmeister und bevorzugter Günst-
ling gewesen, aber als dieser in wilder Leidenschaft für Hans Huttens
junge Frau entbrannte, scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein.
Die Mordtat empörte die gesamten Mitglieder der Huttenschen Familie.
Ulrich von Hutten bemächtigte sich der Angelegenheit und zog in
fünf kraftvollen Reden (1515—1519) den Herzog zur Verantwortung.
Diese Reden, die damals einen tiefen Eindruck in den Kreisen des
niederen Adels machten, übertreiben freilich die häßlichen Charakter-
eigenschaften des Herzogs, der in Wirklichkeit kein solch Scheusal ge^
wesen ist. Wilhelm Hauff hat ihm in dem Geschichtsroman „Lichten-
stein" gewissermaßen eine Ehrenrettung zuteil werden lassen.
Vielfach bestimmten Ulrich von Huttens Auftreten die Interessen
des Ritterstandes, dessen Ansehen mit der Macht des Kaisertums
zusammenhing.
Für das aufblühende deutsche Bürgertum zeigte der fränkische
Ritter weniger Verständnis. Die Üppigkeit, der Wucher im Handel und
Verkehr, der sich oft bei den reich gewordenen Städten zeigte, stießen
ihn ab.
In die festen Ordnungen des Rechts und des Friedens, die
Kaiser Maximilian mit Mühe am Ausgange des Mittelalters in
Deutschland hergestellt hatte, wußte der Feuerkopf Hutten sich am
wenigsten zu finden. Er für seine Person griff genau zu den alten
Gewaltmitteln. Statt des geistigen Kampfes wollte er den Kampf
mit dem Schwert.
Ihm zur Seite trat bald ein tatkräftiger, kriegsgeübter, die poli-
tischen Verhältnisse überschauender Gefährte: Franz von Sickingen.
Dieser war eine glänzende Ritterscheinung, kraftvoll und bieder, großen
Ideen zugeneigt und ein Freund der Männer der Wissenschaft, dazu
wohlbegütert und im Besitz mehrerer Burgen, deren hervorragendste
die Ebernburg und der Landstuhl waren. Hier versammelte er
geistreiche und gelehrte Personen um sich, die ein neues Leben in die
alte Burg trugen.
Herzog Ulrich von Württemberg hatte widerrechtlich die kaiserliche