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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 25

1910 - Berlin : Salle
Ter Bildersturm in Wittenberg und der Bauernkrieg. 25 einen gedruckten Brief hochhielt. Ein mit Kränzen und Bändern gezierter Wagen, auf dem die schwarz-rot-goldene Sturmfahne wehte, fuhr hinter den beiden. Der Brief offenbarte das in zwölf Artikel eingeteilte Verlangen der Bauern: christliche Freiheit, wie sie solche in der neuen evangelischen Lehre enthalten glaubten; Abschaffung der die Leibeigenschaft begleitenden schweren Lasten, insbesondere der den Leibeigenen niederdrückenden Bestimmungen über Jagd, Fischerei, den Zehnten, die Fronden und die Gülten; Abschaffung der harten Strafen. So zog die immer mehr anwachsende Bauernschar nach dem Kloster St. Blasien, verwüstete dasselbe in rohester Weise, drang durch den Schwarzwald und die Baar, überall Furcht und Schrecken ver- breitend, bis an den Bodensee und schenkte keinerlei Gegenvorstellungen Gehör. Wer weiß, welche Ausschreitungen das mißleitete Volk noch be- gangen hätte ohne Markgraf Philipps kluges Eingreifen. Er hatte ein Herz für die Armen und Bedrückten und war einer der wenigen Fürsten, die den tüchtigen Kern im Volke trotz der rauhen Schale er- kannten. Sein Rechtlichkeitsgefühl hieß ihn die Forderungen der Bauern prüfen. Was daran wirklich berechtigt war, unterzog er ein- gehender Beratung. Er richtete an die Ritterschaft der Ortenau und den Rat der Stadt Straßburg, welche Besitzungen in der Ortenau hatte, das Ersuchen, gemeinsam mit den markgräflichen Räten die Beschwerden der Bauern anzuhören und mit ihnen darüber zu unter- handeln. Er selbst und sein geschäftskundiger Kanzler sorgten für die Abstellung vieler das Landvolk bedrückenden Mißbräuche. Bald war auf diese Weise die Ordnung in der Ortenau her- gestellt, die Gefahr, welche durch eine Vereinigung der Ortenauer mit den Odenwalder Bauern drohte, aus der Welt geschafft. Markgraf Philipp rettete durch sein Vorgehen seine Bauern und die der Ortenauer Herren vor strenger Strafe. Die Scharen Georg Metzlers und des Bulgenbacher Hans besiegte Graf Truchfeß von Waldburg bei Königshofen an der Tauber, südwestlich von Würzburg. Beide An- führer büßten mit dem Leben. Thomas Münzer und die Wiedertäufer. Die von Thomas Münzer geleiteten thüringischen Bauern gingen noch viel weiter. Sie forderten allgemeine Gleichheit und den gemeinsamen Besitz aller Güter (Kommunismus). Wiedertäufer nannten sie sich, weil sie die Kindertaufe verwarfen und bei den Er- wachsenen eine zweite Taufe vornahmen, die sie als Zeichen der Zu- gehörigkeit zu einer echten christlichen Gemeinde betrachteten. Bei Thomas Münzer treffen alle Gegensätze der alten Zeit zusammen. Er
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