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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 33

1910 - Berlin : Salle
Luther und die Humanisten. 33 als Erinnerungen an Erasmus' edle Eltern auffassen können, die ihm beide früh entrissen worden waren. Die außerordentliche Frische und Wärme der Darstellung machen auf den Leser noch nach 400 Jahren Eindruck. Als das „Lob der Ehe" herauskam, fand es in den Reihen der Mönche und Nonnen, den Mitgliedern der Ritterorden den lautesten Widerhall und hat viele veranlaßt, sich vom Zölibat loszu- sagen. Die Dominikaner und Karmeliter in Löwen schrien laut über Ketzerei, weshalb es Erasmus für angezeigt hielt, eine Verteidigung ausgehen zu lassen, worin er bemerkte, er sei ein Mensch, der irren könne, mehr als Irrtum könne man ihm nicht schuld geben, und es sei verwerflich, ihn der Ketzerei zu zeihen. Erasmus war eben eine sehr vorsichtige Natur, ganz im Gegensatz zu dem feurigen Luther. Unter seinen übrigen Werken sind die wichtigsten wohl: die sorg- fältige Ausgabe des Neuen Testaments im griechischen Ur- text nebst lateinischer Übersetzung und Umschreibung und „Das Lob der Narrheit", eine volkstümliche Satire in lateinischer Sprache, welche die Torheit aller Stände geißelte und u. a. die Glückseligkeit des Weltentrückten preist im Gegensatz zu dem Denker, der alles er- gründen und erkennen will. Zu Luther sühlte Erasmus sich anfänglich hingezogen, aber als der religiöse Kampf immer größere Ausdehnung annahm, trat er scheu zurück. Dem kleinen, blonden Mann mit den blauen, halbgeschlossenen Augen war alles zuwider, was nach Tumult und Umsturz aussah, wodurch er den ruhigen Gang der wissenschaftlichen Forschung ge- fährdet glaubte. Aus diesem Grunde verschloß er seine Tür auch den: verfolgten und flüchtigen Hutten, der den ehemaligen Freund in Basel aufsuchen wollte. Huttens letzte Streitschrift klagt über diesen Verrat der Freundschaft. In der 1523 erschienenen „Expostulatio cum Erasmo Botterdamo" (Beschwerde gegen Erasmus von Rotterdam) bezichtigt er den Gelehrten auch des Verrats an der Sache der Geistesbefreiung. Erasmus antwortet in seiner „Spongia adversus aspergines Hutteni", „Schwamm gegen die Bespritzungen Huttens", worin er Hutten seinen unordentlichen Lebenswandel vorwirft. In dieser Fehde waltete auf beiden Seiten Erbitterung und Gehässigkeit. In unsern Tagen hat der Schweizer Dichter Konrad Ferdinand Meyer in seinem Liederzyklus „Ulrich Huttens letzte Tage" ganz entschieden die Partei des streit- baren Ritters genommen. Die Klust zwischen Luther und Erasmus wurde durch den Umstand erweitert, daß jener für die Ansicht des Kirchenvaters Augustin von der Unfreiheit des Willens, dieser für die Willensfreiheit eintrat. Aus der Zahl der dem Erasmus nahestehenden Theologen Mensch, Weltgeschichte iv. 3
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