1910 -
Berlin
: Salle
- Autor: Mensch, Ella
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Studienanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Karls V. Ende.
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In bezug auf Bestimmung 4 verlangten die protestantischen
Stände die ausdrückliche Hinzufügung, daß sie ihr nicht beigepflichtet
hätten.
Karls V. Ende.
Kaiser Karl konnte den Schlag, den ihm Moritz von Sachsen
versetzt hatte, nicht verwinden. Enttäuscht und der Regierungssorgen
herzlich müde, beschloß er, seine Kronen niederzulegen.
Ein Jahr nach dem Augsburger Religionsfrieden führte er diesen
Entschluß aus. Dann zog er über die Pyrenäen nach Spanien, wo er
an dem Kloster St. Just anklopfte und sich in dasselbe als Mönch
aufnehmen ließ. In der stillen Einsamkeit des Klostergartens, wo er
seine Wohnung hatte, wollte er, nachdem er solange die schwere Last
der Herrschaft getragen, bloß für Kunst und Wissenschaft, in frommen
Betrachtungen und Gebeten leben. Er arbeitete auch fleißig als Gärtner
und verfertigte mit großer Kunst hölzerne Uhren. Hierbei verfiel er
auf den Gedanken, ein Mittel zu finden, diese Uhren in gleichmäßigen
Gang zu bringen. Das aber wollte ihm nicht glücken, und eines
Tages rief er verdrossen aus: „Ich Tor, diese kleinen Holzuhren schon
wollen nicht übereinstimmen, und doch meinte ich, die Macht zu be-
sitzen, so viele Menschen aus den verschiedenstell Völkern, so verschieden
an Religion, Sitten und Charakter, zur Übereinstimmung zu bringen!
Wie konnte ich Wurm nur solches glauben!" In der Einsamkeit von
St. Just nahm Karls Trübsinn von Tag zu Tag zu; von allen
irdischen Dingen abgewendet, bereitete sich sein Geist auf das Leben
im Jenseits vor. In solcher Stimmung kam er einst auf den Ge-
danken, sich bei lebendigem Leibe sein eigenes Leichenbegängnis halten
zu lassen. Jedermann widerriet ihm diese Totenfeier — doch umsonst.
Der Kaiser setzte einen Tag fest, erschien dann in der Kirche in einem
langen, weißen Sterbekleide, umgeben von seinen Dienern, ließ sich in
einen Sarg legen und hörte tief erschüttert die feierlichen Gesänge,
welche für seine Seele angestimmt wurden. Am folgenden Tag ergriff
ihn ein Fieber, und nach wenigen Wochen verschied er, am 21. Sep-
tember 1558. Er hatte Luther gerade um zwölf Jahre überlebt.
Die Dichter August Graf v. Platen, Hallermünde und Anastasius
Grün (Gras v. Auersperg) haben den Ausgang dieses Kaisers poetisch
veranschaulicht in den Romanzen: „Der Pilgrim von St. Just" —
und „Die Leiche zu St. Just".