1910 -
Berlin
: Salle
- Autor: Mensch, Ella
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Studienanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Franz Ii., Karl Ix. und Heinrich Iii. 47
Unter Heinrich Ii. wird die Partei der Guisen groß, die Enkel
des Herzogs Rene von Lothringen, von dem übrigen Adel Frankreichs,
den Monlmorency, den Bourbons, als ein Geschlecht dreister Empor-
kömmlinge angesehen, das aus der Fremde — Lothringen galt damals
noch für ein deutsches Land — herbeigelaufen war, um am Hofe sein
Glück zu machen. Franz von Guise bewährt sich außerordentlich
im Kriege, ihm gelang die Eroberung von Calais, der letzten englischen
Besitzung in Frankreich, ferner verteidigte er erfolgreich Metz gegen
Karl V. Karl von Guise aber, der in den geistlichen Stand ge-
treten, war als Kardinal von Lothringen eine Stütze der päpstlichen
Partei und spielte auf dem Konzil von Trient eine große Rolle.
Infolge einer auf einem Turnier erhaltenen Wunde starb Heinrich Ii.
plötzlich, der letzte kräftige König aus dem Hause Valois, und ihm
folgten nacheinander seine schwächlichen und keineswegs besonders be-
gabten Söhne
Franz Ii., Karl Ix. und Heinrich Iii.
Franz Ii. war erst 16 Jahre bei dem Tode des Vaters. Kein
Wunder, daß sich die verschiedenen Parteien, sodann auch die Mutter-
Katharina von Medici um die Leitung der Staatsangelegenheiten
stritten. Die Partei der Guisen hatte ihren Einfluß dadurch ver-
stärkt, daß der junge König der Gemahl ihrer Nichte, der schönen
und liebreizenden Maria Stuart geworden war. Die Führer der
Reformierten suchten die Macht der Guisen zu brechen, da sie mit
Recht in Viesen die Urheber der Protestantenverfolgungen erblickten.
Es waren dies Anton von Bourbon, durch seine Vermählung mit
Johanna d'albret „König von Navarra", und sein Bruder, der
feurige Ludwig von Conde. Die religiöse Spaltung wurde auch zur
politischen Parteisache gemacht.
Die Reformierten, Hugenotten genannt nach den „Eidge-
nossen" in Genf, gewannen immer mehr an Bedeutung, da schon
der größte Teil des Hochadels kalvinistisch gesinnt war. Die Zahl der
hugenottischen Gemeinden bezifferte man schon auf 2000. Ganze
Landschaften waren davon bedeckt, die Normandie, der ganze Süd-
westen, das Gebiet des Eevennengebirgszuges, einzelne Teile an der
spanischen Grenze, große Städte wie Orleans, Bordeaux. Lyon.
Verschwörungen waren an der Tagesordnung. Mit einem Ge-
waltstreich glaubten die Reformierten sich der Person des Königs be-
mächtigen zu können. Aber die Verschwörung zugunsten der Bourbons
wurde entdeckt; der Hof ließ Navarra und Conde verhaften, Der
'Ausbruch eines Bürgerkrieges stand vor der Tür. Da, inmitten dieser