1910 -
Berlin
: Salle
- Autor: Mensch, Ella
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Studienanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Der Dreißigjährige Krieg.
Bestimmungen in bezug auf das Reich.
Diese Bestimmungen vollenden die Auflösung des Reiches in
einen lockern Bund selbständiger Staaten, gebildet aus weltlichen Erb-
Monarchien, geistlichen Wahlfürstentümern und städtischen Republiken.
Das Reich war jetzt kein einheitlicher Staat mehr, sondern, um die
Worte Friedrichs des Großen zu gebrauchen, „eine erlauchte Republik
von Fürsten mit einem gewählten Oberhaupt an der Spitze". Dem
Kaiser blieb nur noch ein Schatten von Macht (Vorsitz auf dem Reichs-
tage, Verleihung des Adels und hoher Würden). Denn sämtliche
Reichsfürsten und Reichsstädte hatten das volle Recht der Landeshoheit
erhalten, dazu die Befugnis, unter sich und mit dem Auslande
Bündnisse zu schließen.
In bezug auf die Besitzverhältnisse der Reichsstände trat im
allgemeinen der Zustand vor dem Krieg, also vor 1618, ein.
Bayern jedoch behielt die Kurwürde und die Oberpfalz. Da-
gegen wurde die Rheinpfalz dem Sohne des „Winterkönigs" zurück-
gegeben und eine achte Kurwürde geschaffen.
Kursachsen behielt die Lausitz.
Brandenburg, das eigentlich auf ganz Pommern Anspruch
hatte, bekam nur den größten Teil von Hinterpommern und als
Entschädigung für die an Schweden gefallenen Gebietsteile die Bis-
tümer Halberstadt, Minden und Kammin und die Anwartschaft auf
das Erzbistum Magdeburg mir den Städten Magdeburg und Halle.
Folgen des Dreißigjährigen Krieges.
Das Endergebnis des Dreißigjährigen Krieges war eine völlige
Niederlage des Kaisertums, namenloses Elend in deutschen Landen
und das Übergewicht des Auslandes, zunächst der Schweden und
Franzosen.
Der Volkswohlstand war auf lange hinaus vernichtet. Nach
mäßiger Angabe büßte Deutschland die Hälfte seiner Bewohner, über
zwei Drittel seines beweglichen Vermögens ein. Tausende von Städten,
Zehntausende von Dörfern, ungezählte Klöster und Gehöfte wurden
zerstört. Auf Rechnung der Schweden sollen allein 1976 Schlösser,
1629 Städte und 18 310 Dörfer kommen.
Diese Ziffern mögen etwas übertrieben sein. In der Pfalz soll
die Bevölkerung auf den fünfzigsten Teil zusammengeschmolzen sein.
Weite Strecken Landes waren in eine Wüstenei verwandelt. Bären
und Wölfe, aber außerdem zahlreiche Räuberbanden, die durch das
entlassene Kriegsvolk Zuwachs erhielten, machten noch lange den
Verkehr unsicher.