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1. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 52

1908 - Berlin : Simion
— 52 — die Hofdame: „Aber Königliche Hoheit, wie konnten Sie das tun?" Sie meinte, es sei gegen den Anstand und die gute Sitte gewesen. Doch Luise sprach: „Wie? Darf ich denn das nicht mehr tun?" — Friedrich Wilhelm wurde nach wenigen Jahren Kronprinz. Zuerst wohnte er mit seiner jungen Gemahlin im kronprinzlichen Schlosse zu Berlin. Aber das fröhliche Leben mit seinen glänzenden Festen und Tänzen, das damals am königlichen Hofe herrschte, gefiel weder dem Kronprinzen noch Luise. Beide zogen sich am liebsten in die Einfachheit und Stille zurück. Oftmals sagte Friedrich Wilhelm, wenn sie von einem Hoffeste heimgekehrt waren und Luise wieder einfache Hauskleidung angelegt hatte: „Wie freue ich mich, daß Du nun wieder meine Frau bist!" Und wenn seine Gemahlin dann scherzend fragte: „Bin ich denn nicht immer Deine Frau?", dann antwortete er: „Ach nein, Du mußt nur zu oft die Kronprinzessin sein". — In Berlin wurden ihnen die ersten Kinder geboren; es waren Friedrich Wilhelm (später Friedrich Wilhelm Iv.), Wilhelm (hernach Wilhelm I.) und Charlotte (nachmals Kaiserin von Rußland). Dann kaufte Friedrich Wilhelm für sich und seine Familie ein schönes Landgut in dem Dorfe Paretz an der Havel. Hier ließ er sich ein einfaches Schlößchen erbauen ohne Pracht und Zierrat. Da lebten Luise und er in bescheidener Einfachheit, in freundlichem Verkehr mit den Landleuten. Die Bauern mußten ihn „den Schulzen von Paretz" (Gemeindevorsteher) und die Kronprinzessin „die gnädige Frau von Paretz" nennen. Wenn im Sommer das Erntefest war, erschienen Friedrich Wilhelm und Luise unter den fröhlichen Dorfbewohnern und mischten sich zuweilen unter die Tanzenden. Die Kronprinzessin Luise verstand es sehr, den Kindern eine Freude zu machen. Sie trat an die Zelte heran, in denen Süßigkeiten feilgeboten wurden, und kaufte Tüten voll Näschereien. Dann teilte sie ihre Spenden unter die Kleinen aus. Zutraulich lief manches kleine Kind hinter der gütigen, hohen Frau her, faßte sie wohl gar am Rock und rief: „Mir auch was, Frau Königin!" — Daß Luise eine rechte Kinderfreundin war, geht aus mehreren kleinen Geschichten hervor. Oft hob sie spielende Kinder von der Sttaße auf, nahm sie auf den Arm und scherzte mit ihnen. Einmal — sie war schon Königin — besuchte sie die Stadt Stargard in Pommern. Die ganze Stadt hatte sich festlich zum Empfang der Königin geschmückt. Blumen und Girlanden prangten in großer Zahl. Die erfreuten Bewohner hatten sich in dichten Scharen aufgestellt, um den hohen Besuch jubelnd zu empfangen. Da kam der Wagen der Königin heran. Das Jauchzen der Menge wollte kein Ende nehmen. Auf einem Platze hatte sich eine Anzahl kleiner Mädchen auf-
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