1890 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Schilling, Max
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
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172.
Joseph Ii. gegen Glaubenszrvang?)
Turas, den 23. Sept. 1777.
Teuerste Mutter! Meine Pflicht und der unausgesetzte Eifer, den ich Ihrem Dienste und Ihrem Ruhme gewidmet habe, zwingen mich, Ihnen demütigst vorzustellen, daß die Vorschriften, die kürzlich in Bezug auf die Reformierten in Mähren erlassen worden sind, und von denen ich Ihnen die Abschrift zu übersenden mir gestatte, allen von jeher anerkannten Grundsätzen, welche unsere Religion und eine gute Verwaltung und schon der gesunde Menschenverstand fordern, so sehr entgegengesetzt sind, daß ich nicht den geringsten Zweifel hege, Ihr Scharfblick wird, sobald Sie Kenntnis davon genommen haben, die notwendige und auch schnelle Abhülfe zu finden wissen. Kann man sich etwas Abgeschmackteres vorstellen, als das, was diese Vorschriften enthalten? Wie, um die Leute zu bekehren, sie zu Soldaten machen, in die Bergwerke schicken, oder zu öffentlichen Arbeiten verwenden! Das ist seit den Zeiten der Verfolgungen zu Beginn der lutherischen Reformation noch nicht dagewesen; das würde von unberechenbaren Folgen sein. Ich fühle mich verpflichtet, auf das entschiedenste zu erklären, und ich werde es beweisen, daß, wer auch diese Verordnung erdacht hat, der unwürdigste Ihrer Diener ist und folglich ein Mensch, der nur meine Verachtung verdient, weil er ebenso thöricht wie uichtswürdig ist.
Ich bitte Eure Majestät demütigst, sich in dieser überaus wichtigen Angelegenheit von anderen Personen beraten zu lassen, als die sind, welche solche Sachen ersinnen, und indem ich hoffe, daß Eure Majestät durch Aufhebung dieser Verordnung schnelle Abhülfe schaffen wird, fühle ich mich gedrungen, gleichzeitig demütigst zu versichern, daß, wenn solche Sachen während meiner Mitregentschaft sich ereignen sollen, Eure Majestät erlauben wird, den meinem Wunsche so sehr entsprechenden Entschluß zu fassen, der ganzen Welt wissen zu lassen, indem ich mich von allen Geschäften zurückziehe, daß ich in dieser Angelegenheit mich auf nichts einlasse und für nichts einstehe. Mein Gewissen, meine Pflicht und meine Ehre fordern das.
Eure Majestät wird die Form, in der ich mich ausdrücke, verzeihen; sie entspricht meiner Überzeugung und meinem Gefühl, und der Gegenstand ist von hoher Bedeutung. Einzig von Eurer Majestät wird der Ausgang abhängen, den ich immer mit der ehrfurchtsvollsten Ergebenheit erwarten werde.
Ich küsse demütigst Ihre Hand und verbleibe . . .
Schilling, Übersetzungen.
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