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1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 61

1913 - Dresden : Huhle
— 61 — Ölsnitz und Adorf wurden z. B. über hundertmal geplündert. Namentlich die wilden Kroaten Holks haben das Vogtland unsäglich verheert. Mit Recht läßt sie der Dichter ausrufen: „Wo wir auch durchgekommen sind, erzählen Kind und Kindeskind nach hundert und über hundert Jahren von dem Holk noch und seinen Scharen". In der Tat singen die vogtländischen Kinder noch heute: „Mutter, tutt die Hühner nei, 's kömmt a Herd Soldaten: Hamm se rute Mäntel a, sehnne se wie Krawaten (Kroaten)". Chemnitz ward viermal erobert und verlor zwei Drittel seiner Bewohner, Freiberg sogar noch weit mehr. Leipzigs Handel lag gänzlich danieder. Einst erschien zur Messe nicht ein einziger Verkäufer, obwohl der schwedische General Torstenson den Handelsreisenden Schutz zugesagt hatte. 9. Der Westfälische Friede (1648). Alle sehnten sich nach Frieden. Nach jahrelangen Unterhandlungen kam in Münster und Osnabrück der Westfälische Friede zustande. Religionsfreiheit ward in Deutschland, aber nicht in Österreich eingeführt. Die Protestanten behielten, was sie vor 1624 gehabt hatten. Die Niederlande und die Schweiz galten als unabhängige Staaten. Schweden bekam Vorpommern, Wismar, Bremen und Verden, Frankreich erhielt Elsaß außer beit Reichsstädten. Brandenburg erwarb Hinterpommern und die Bistümer Halberstabt, Minben, Magbeburg und Kammin. Der Sohn des Winterkönigs Friedrich erhielt die Rheinpfalz als Kurfürstentum zurück, sie fiel aber später wieber an Bayern. 10. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Durch diesen unseligen Krieg hat Deutschland unendlich viel verloren. Die Einwohnerzahl war überall sehr stark gesunken; denn Schwert, Hunger und Seuchen hatten schrecklich gewütet. Viele Ortschaften waren ganz ausgestorben. Vorher war Deutschland ein reiches Land, nach dem Kriege war es gänzlich verarmt. Der Bauer hatte kein Zugvieh und kein Gerät zur Bestellung des Ackers, so daß viele Bauern den Pslug selbst ziehen mußten. Handel und Gewerbe lagen danieder. Während des Krieges konnte fast gar kein Warenaustausch stattfinden; deswegen verloren z. B. die süddeutschen Handelsstädte und die Hansa fast alle ihre auswärtigen Absatzgebiete, während die Engländer, Holländer und Franzosen den Handel im Auslande an sich rissen. Dazu herrschte überall Unsicherheit; denn die früheren Soldaten mochten nicht arbeiten und suchten sich durch Raub zu ernähren. Dazu kam, daß Zuchtlosigkeit und Verwilderung überhandgenommen hatten. Durch die fremden Krieger wurde ferner in Deutschland das Tabakrauchen und das gesundheitsschädliche Branntweintrinken Sitte, trotzdem im Anfange die Obrigkeiten dagegen eiferten. Sehr schlimm war, daß der Westfälische Friede dem Kaiser die Macht genommen und die Einheit des Deutschen Reiches aufgelöst hatte. Jeder deutsche Fürst konnte sogar mit auswärtigen Herrschern Bündnisse schließen, ^o war das Deutsche Reich, früher das mächtigste in Europa, ganz ohnmächtig geworden und in einen losen Staatenbund von über 300 einzelnen kleinen und großen Herrschaften verwandelt, zu denen noch zahllose selbständige Abteien, Klöster und Probsteien kamen. Das deutsche Volks- und Staatsgefühl schwand. Leit dem Kriege fanden französische Sitten und Trachten m Deutschland Eingang und schnelle Verbreitung, weshalb auch auf diesen Gebieten viele französische Wörter ins Deutsche eindrangen, wie z. B. Garderobe, Kompott, Journal, Bukett usw. 11. Wie sich Sachsen von den Wunden des Krieges erholte. Obgleich Lachsen durch den großen Glaubenskrieg unsäglich gelitten hatte, erholte
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