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1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 71

1913 - Dresden : Huhle
— 71 — Richtern schrieb er: „Der geringste Bauer, ja der Bettler ist ebensogut ein Mensch wie der König. Vor dem Gesetze sind alle Leute gleich. Danach mögen sich die Richter in allen Provinzen richten. Wo sie es nicht tun, sollen sie es mit dem Könige zu tun kriegen". Als oberstes Gericht setzte er das Kammergericht in Berlin ein, wo jeder Untertan sein Recht gegen jedermann, selbst gegen den König geltend machen konnte, was die Erzählung von dem unerschrockenen Windmüller lehrt. Zustände im 18, 3ahrhundert, Die Landleute lebten noch in großer Abhängigkeit von ihren Gutsherren. Diesen hatten sie den Zehnten (decem, woraus die Landleute Däzen machten) von allem Getreide, von Obst, geschlachtetem Vieh usw. zu geben, Hand- und Spanndienste zu leisten, oft drei und noch mehr Tage in der Woche. Auch konnte der Gutsherr den Bauer zwingen, sein Gut zu verkaufen oder es ihm für zwei Drittel des Kaufwertes zu überlassen. Auf diese Weise vergrößerten viele Rittergutsbesitzer ihre Güter. Die ausgetriebenen Bauern waren heimatlos. Selbst die Kinder der Landleute mußten drei Jahre diese Herrendienste leisten. Wer ein Handwerk lernen oder wegziehen wollte, mußte sich erst freikaufen. Den Bauer konnte der Gutsherr mit Stöcken schlagen lassen; der Bauer durfte sich höchstens nur darüber beschweren, daß die Strafe zu hart gewesen wäre. Dadurch wurden viele Bauern mißtrauisch und rachsüchtig. Hierzu kam. daß sie in den häufigen Kriegen vielen Schaden erlitten. Ihre Felder wurden verwüstet, ihre Gebäude verbrannt, ihre Habe genommen; dazu mußten sie hohe Kriegssteuern entrichten. Auch in Friedenszeiten hatten sie es nicht gut; denn viele Fürsten liebten die Pracht und den Aufwand und drückten das Volk mit Abgaben. Besonders seit Ludwig dem Vierzehnten nahm die französische Mode und Prachtliebe überhand. Nur solche Hüte, Kleiber und Schmucksachen, die aus Paris stammten, also wirklich weit her waren, galten als fein. Selbst die deutsche Sprache verachtete man und sprach lieber Französisch. Viele Bürger, die die französische Sprache nicht lernen konnten, gebrauchten doch »französische Fremdwörter, wie z. B. genieren, Gendarm, Mode, Taille, Courage, Diner, Logis, Möbel, Kompagnie, Kompagnon usw. Erst unsere großen Dichter brachten unsere Muttersprache wieder zu Ehren; selbst Friedrich der Große konnte das Französisch besser als das Deutsche sprechen und schreiben. Die franzöiildie Urnrnälzung oder Revolution (1789). 1. Ursachen. Das Volk suchte sich schon längst von den drückenden Vorrechten der Adeligen und Geistlichen zu befreien und gleiches Recht mit diesen zu erlangen, wie z. B. im Bauernkriege. Aber dieser Plan war bisher stets mißlungen. In Frankreich kanten zu diesen allgemeinen noch besondere Ursachen. Ludwig Xiv. und seine Nachfolger hatten durch ihre Kriege und durch ihr verschwenderisches Leben das Land in eine unerträgliche Schuldenlast gestürzt, etwa 4 Milliarden Franken. Adel und Geistlichkeit waren steuerfrei; nur die Bürger und Bauern mußten diese Lasten tragen und verarmten daher immer mehr. Über eine Million Bettler machte das Land unsicher. Dies erbitterte das Volk aufs höchste. Da es an Geld fehlte,
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