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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 64

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 64 — als Johann Sigismund im Dezember 1619 starb, nachdem er kurz zuvor die Regierumg an seinen Sohn Georg Wilhelm übergeben hatte, in einem gar traurigen Zustande. Georg Wilhelm (1619—1640). Der zehnte brcmdenbnrgische Kurfürst, Georg Wilhelm, hatte ein edles Gemüt und war von redlichstem Wohlwollen für seine Unterthanen beseelt, so daß er in seinem Lande in friedlicher Zeit vielleicht reichen Segen hätte stiften können, aber während des unseligen Krieges, der 30 Jahre lang in Deutschland wütete und unser Vaterland an den Rand des Verderbens brachte, hätte die Mark Brandenburg, in der die traurigsten Zustände herrschten, mehr als je eines starken Armes, eines einsichtigen und thatkräftigen Mannes bedurft. Georg Wilhelm aber, der sich — sehr bezeichnend für feinen Charakter — die Worte: „Anfang, bedenk' das End'!" zum Wahlspruch erkoren hatte, war den schwierigen Verhältnissen, unter denen er die Zügel der Regierung ergriff, durchaus nicht gewachsen. Da ihm die tiefe persönliche Überzeugung von dem, was die Notwendigkeit erheischt, und vor allem die Willensstärke fehlte, welche das als richtig Erkannte mit allen zu Gebote stehenden Mitteln durchzuführen bestrebt ist, so glich er einem schwankenden Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird und nirgends einen festen Halt findet. Seine Ohnmacht zeigte sich schon in seinem eigenen Hanse. Während einer Reise, die er nach Preußen unternahm, um sich den verweigerten Huldigungseid leisten zu lassen, verlobte sich seine Schwester, die schöne und anmutige Prinzessin Eleonore, mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf. Zwar erhob Georg Wilhelm gegen diese Verlobung, die wider seinen Willen erfolgt war, Widerspruch, konnte es aber nicht verhindern, daß noch in demselben Jahre in Stockholm die feierliche Vermählung der beiden Verlobten stattfand. Der Kurfürst entschuldigte sich bei dem Könige von Polen, dessen Sohn auch die Hand der Prinzessin begehrt hatte, so gut er konnte, und schwere Summen, welche in die Taschen der polnischen Großen flössen, hatten zur Folge, daß die preußischen Stände endlich den Lehnseid leisteten. Ebenso schwach wie in dieser Familiensache zeigte sich der Kurfürst auch in allen öffentlichen Angelegenheiten. Namentlich spielte er eine traurige Rolle in dem dreißigjährigen Kriege, wie wir weiter unten sehen werden. Um seine Unterthanen vor den Schrecknissen desselben zu bewahren, blieb er neutral, d. h. er trat weder auf die Seite des Kaisers noch auf die der protestantischen Fürsten. Trotzdem blieb sein Land nicht
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