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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 113

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
- 113 — trat, wurde mit ganz besonderer Pracht gefeiert. Der junge Prinz, der nach der Thronbesteigung seines Vaters Kronprinz geworden war, erhielt in der Frau von Roconlle, die schon die Erziehung seines Vaters geleitet hatte, seine erste Erzieherin, welche ihres Amtes mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit waltete, wofür Friedrich, dessen Gesundheitszustand in den ersten Lebensjahren sehr viel zu wünschen übrig ließ, sie bis zu ihrem Tode durch treue Dankbarkeit ehrte. Im siebenten Jahre wurde die Erziehung des Knaben Männern anvertraut. Sein eigentlicher Lehrer war ein junger, kenntnisreicher Franzose, Duhan de Jandnn, der dem Prinzen schon frühzeitig eine Vorliebe für französische Bildung, für französische Sprache und Dichtkunst einflößte. Nach dem Willen seines Vaters sollten seine Lehrer den Kronprinzen zu einem tüchtigen Soldaten, einem guten Haushalter und einem gläubigen Christen erziehen; namentlich sollten sie ihn vor Schmeichlern bewahren und ihm einprägen, „daß nichts in der Welt mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte". Diese Vorschriften des Königs wurden von den Lehrern sehr streng befolgt; indessen schlug man namentlich in der religiösen Unterweisung verkehrte Wege ein. Die trockene Art des Religionsunterrichts, der in der Erörterung von Glaubenssätzen und dem Auswendiglernen unzähliger Psalmen, Bibelsprüche und Gesangbuchverse bestand, war weit davon entfernt, das Herz des Prinzen zu erwärmen und ihm Liebe zur Religion einzuflößen. Um in dem Kronprinzen die Liebe zum Soldatenstande zu wecken und zu pflegen, errichtete man für ihn schon 1717 eine Compagnie Kadetten, die aus 110 adeligen Knaben seines Alters bestand und später auf ein Bataillon vermehrt wurde. In der ersten Zeit gab sich Friedrich, der schon im zarten Alter die Kinderkleider mit der Uniform vertauscht hatte, auch mit Lust und Liebe den militärischen Übungen hin, und leuchtenden Auges betrachtete ihn oft sein Vater, wenn er auf dem Schloßhofe seine Compagnie Kadetten exerzieren ließ. Im zwölften Jahre war er im militärischen Dienst schon so sicher, daß er seinem in Berlin als Gast anwesenden Großvater, dem Könige Georg I. von England, seine Kadetten zur größten Zufriedenheit vorführen konnte. In einem Saale des königlichen Schlosses ließ ihm der König ein kleines Zeughaus einrichten, in welchem allerlei Gewehre, Kanonen und dergleichen aufgestellt wurden. So konnte Friedrich, der im vierzehnten Jahre zum Hauptmann, im fünfzehnten zum Major und im siebzehnten zum Oberstleutnant avancierte und alle Dienstobliegenheiten dieser Chargen erfüllte, später mit Recht Epstein. 8
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