1895 -
Neu-Ruppin
: Petrenz
- Autor: Epstein, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Präparandenanstalt, Fortbildungssschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Augen von ihrer kriegstüchtigen Ausbildung zu überzeugen. Seine unablässigen Bemühungen waren mit den schönsten Erfolgen gekrönt; denn das preußische Heer galt als das vorzüglichste in ganz Europa, und alljährlich kamen fremdländische Offiziere nach Berlin und Potsdam, um die dortigen Heereseinrichtungen kennen zu lernen.
Steuerwesen. Des Königs Sorge für das Heerwesen verursachte bedeutende Ausgaben, und da nach Beendigung des Krieges viele hilfsbedürftige Gemeinden auf die Unterstützung des Staates angewiesen waren, überdies auch die Verwaltung des weitausgedehnten Landes immer kostspieliger wurde, so sann der König auf Mittel und Wege, die Einnahmen des Staates zu vermehren. Um die Einkünfte durch die Accise, welche schon unter der Regierung seines Vaters erhoben worden war, zu erhöhen, ließ Friedrich aus Frankreich, wo man von der Accise eine große Einnahme hatte, geübte Beamte kommen, mit welchen er die höchsten Stellen der Steuerverwaltung besetzte. Durch diese Neueinrichtung, Regie genannt, kam zwar eine größere Ordnung in die Steuerverwaltung, und die Staatseinnahmen wurden bedeutend vermehrt, aber dessenungeachtet wurde sie dem Lande bald zu einer großen Plage, da man die Accise auf fast alle Waren ausdehnte. Viele fremde Artikel wurden so hoch besteuert, daß sie kaum eingeführt werden konnten. Der höchsten Besteuerung waren Luxnsgegenjiände unterworfen. Den Verkauf gewisser Gegenstände und Produkte, namentlich des Tabaks und Kaffees, nahm der König als alleiniges Vorrecht der Krone in Anspruch. Um dem Schleichhandel zu begegnen, war es den Regiebeamten gestattet, überall an den Thoren der Städte, sowie auch auf freiem Felde und in den Häusern der Bürger Nachsuchungen nach steuerpflichtigen Waren anzustellen. Der Unwille über diese Belästigungen wurde bald allgemein; auch empfanden es die Preußen sehr übel, daß der König die Verwaltung seines Finanzwesens den verhaßten Franzosen übertrug. Ferner leistete diese Einrichtung den verderblichen Folgen des Schmuggelnd nur allzusehr Vorschub, weshalb Friedrich dafür sorgte, daß die mit der Regie verbundenen Plackereien auf ein möglichst geringes Maß beschränkt wurden.
Rechtspflege. Gewissenhafte Sorgfalt widmete Friedrich der Rechtspflege in seinem Lande. Ein bleibendes Denkmal hat er sich in dieser Beziehung durch das allgemeine preußische Landrecht geschaffen, das er gegen Ende seiner Regierung durch den Großkanzler ©armer bearbeiten ließ, und welches noch heute die Grundlage unseres öffentlichen Rechtes bildet. Der Entwurf dieses Gesetzes wurde von dem Könige noch gebilligt, aber die Vollendung desselben erfolgte erst im Jahre 1794. Friedrich