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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 10

1896 - Leipzig : Brandstetter
-10- der germanischen Frauen, mit berten dann vornehme Römerinnen sich schmückten. Fort und fort traten auch germanische Jünglinge in römische Kriegsbienfte, so daß die römischen Heere größtenteils ans germanischen Kriegern bestanben. Immer von neuem suchten auch germanische Stämme die römischen Grenzwälle am Rheine und an der Donau zu burchbrechen, um sich in den gut angebauten römischen Provinzen nieberzulasien, aber immer toieber würden sie zurückgeschlagen. Zu Anfang des britten Jahrhnnberts n. Chr. entstauben nun aus den zahlreichen germanischen Stämmen vier große Völkervereine ober Völkerbünbnisse: die Alemannen zu beiben Seiten des Oberrheins, die Franken am Nieberrhein, die Sachsen zwischen Rhein und Elbe und die Goten von der Weichsel bis zum schwarzen Meere. Auch sie lagen in fortwährenbem Grenzkriege mit den Römern. Ii. Die Völkerwanderung. 1. Die Hunnen. Unter den fottwährenben Angriffen der Germanen waren enblich boch die Festungen der Römer an der Süb- und Westgrenze Germaniens zertrümmert worben, und der Weg ins römische Reich stanb ihnen offen. Da begann 375 n. Chr. die große Völkerwanderung, durch welche das römische Reich noch mehr als bisher bebroht würde. Den ersten Anstoß dazu gaben die Hunnen, ein mongolisches Hirten- und Reitervolk, welches ursprünglich wahrscheinlich im Inneren Asiens, bamals aber westlich vom Uralflusse und Uralgebirge bis zur Wolga hauste. Aus unbekannten Ursachen verließen sie plötzlich ihre bisherigen Wohnsitze und zogen nach Westen, unter den Völkern Europas Furcht und Entsetzen Verbreitenb. Ein römischer Geschichtsschreiber, der sie ans eigener Anschauung kannte, schilbert sie in folgenbet Weise: „Die Hunnen übertreffen alle Völker an barbarischer Wildheit. Den Knaben burchfurchen sie gleich nach der Geburt mit einem Messer die Wangen, bamit auf der narbenzerrissenen Haut kein Bart wachsen soll. Alle haben gebrungenen, festen ©lieber-bau und starken Nacken; das Gesicht ist braungelb, bartlos und zerschnitten, die Nase wie gequetscht. Die Augen sinb schief geschlitzt, die Lippen aufgeworfen, die Backenknochen vorstehenb, Schultern und Arme stark, die Beine krumm.unb schwach. Sie sinb von ungeheuerlichem Ansehen, wenn auch von geringer Größe. Man möchte sie für zweibeinige wilbe Tiere halten ober für roh behauene Holzfiguren, wie man sie an Brückengeländern sieht. Ihre Lebensart ist wilb und rauh. Bei der Zubereitung ihrer Speisen gebrauchen sie Weber Feuer noch Gewürz. Sie nähren sich von den Wurzeln wilbwachsenber Pflanzen und von halbrohem Fleische, das sie zwischen ihren Schenkeln und dem Rücken ihrer Pferde mürbe reiten. Häuser vermeiden sie wie Gräber; nicht einmal Hütten mit einem Strohdache haben sie. Immer schweifen sie durch Berg und Walb. Frost, Hunger und Durst lernen sie von Jugenb.aus ertragen. Sie klei-ben sich in leinene Gewänber ober Pelze ans den Fellen der Walbmäuse. Mit einer nieberen Kappe becken sie das Haupt, die Beine schützen sie mit Ziegenfellen. Sie legen ihr Gewand nie ab, wechseln es auch nicht, bis es ihnen in Lumpen vom Leibe fällt. An ihre häßlichen, aber ausbauenden Pferbe finb sie wie angewachsen; Tag und Nacht leben sie auf ihnen. Dort kaufen und verkaufen, essen und trinken, schlafen und träumen sie, inbem sie sich vornüber auf den schmalen Hals des Rosses beugen. Selbst bei Versammlungen und Beratungen steigen sie nicht ab. Bon strenger Königsgewalt werben sie nicht gebunben; in wildem Durcheinanber, einen der Häuptlinge voran, stürzen sie auf alles, was ihnen entgegentritt. Meist beginnen sie den Angriff, selten erwarten sie ihn; aber immer erheben sie beim Zusammenstoße mit dem Feinde ein furchtbares Schlachtgefchrei. Von außerordentlicher Gewandtheit und Schnelligkeit, zerstreuen sie sich plötzlich im Kampfe und jagen zurück, um sich zu neuem Anstürme zu sammeln und dann unter den Gegnern unerwartet ein furchtbares Blutbab anzurichten. Eine Verschalung greifen sie nicht an, ein festes Lager plünbern sie nicht; zum Belagern £ef)lt ihnen alle Ausbeuter. Aus der Ferne fchleubem
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