Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 22

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 22 — gebot. Chlodwig erhielt alles Land bis zur Garonne; das Gebiet bis zu den Pyrenäen verblieb den Westgoten, während Theoderich die Tiefebene der Rhone, die Provence, zu Italien schlug, das er beherrschte. Von dieser Zeit an wurde Spanien der Hanptsitz des noch immer blühenden Westgotenreiches, und statt Tolosa wurde Toledo am Tajo Residenz. Nachdem sich Chlodwig aus diese Weise ein mächtiges Reich gegründet hatte, wünschte er den ganzen Frankenstamm unter seiner Herrschaft zu vereinen. Dazu hätten ihm die vier anderen fränkischen Teilkönige, seine Verwandten, ihre Gebiete abtreten müssen. Freiwillig thaten sie das nicht, aber durch Lift und Mord brachte er es endlich auch bahrn. Uber die Franken in Köln regierte noch immer König Sigbert, Chlodwigs Vetter. Dem Sohne besselben ließ er durch Boten sagen: „Dein Vater Sigbert ist alt und schwach mtb hinkt auf einem Fuße. Wenn er tot wäre, so würde dir sein Reich zufallen, und meine Freunbschaft würde bich schützen." Der Sohn folgte den arglistigen Worten und ließ den schlasenben Vater im Walbe ermorden. Dann schickte er Boten an Chlobwig, melbete ihm den Tod seines Vaters und lub ihn ein, die Scha tze des Errnorbeten mit ihm zu teilen. Chlobwig schickte seine Gesanbten, und der Vater-mörber zeigte ihnen seine Schätze. Als er ihnen eine Truhe öffnete und sich über den kostbaren Inhalt berselben niederbeugte, zerschmetterte ihm Chlobwigs Gesanbter mit dem schweren Deckel der Truhe das Haupt, daß er tot nieberfiel. Darauf erschien Chlobwig in Köln und überredete mit leichter Mühe die Franken, ihn an Stelle des Gerichteten zum Könige zu machen. Dies geschah, benn jubelnb hoben ihn die Franken auf den Königsschilb. — Einen anberen Verwanbten überzog er mit Krieg und nahm ihn samt seinem Sohne gefangen. Nachbetn er beide hatte scheren lassen (das war der größte Schimpf für einen fränkischen Eblen), ließ er sie ermorben. — Einen britten König überzog er ebenfalls mit Krieg und ließ den Gefangenen nebst seinem Bruder gefesselt vor sich führen. Als er ihn sah, schlug er ihn mit der Streitaxt nieber, inbem er ihm zuries: „Wie barsst bu beinen königlichen Staub so schänben und biefe Fesseln tragen?" Dann toanbte er sich zu dem Bruder und schlug ihn ebenfalls nieber, indem er sprach: „Hättest bu beinern Bruder besser geholfen, so würde er jetzt keine Ketten getragen haben!" — Als er ans solch grausame Weise seine ganze Verwanbtschaft ausgerottet hatte, klagte er öffentlich, daß ihm kein lieber Verwanbter übrig geblieben fei, der ihm im Unglücke beiftehen könne. Das that er aber nur, um sicher zu sein, daß keiner sich heimlich verborgen hielt. So hat Chlodwig, der „allerchristlichste König", mit viel Unrecht und Frevel, aber mit ungewöhnlicher Kraft und Kühnheit das große Frankenreich aufgerichtet, das von der Garonne bis zur Nordsee, vom atlantischen Ozeane bis zu Neckar, Main, Werra, Altmühl und Lech reichte und das er von Paris aus regierte. Doch nicht lange genoß er die Frucht seiner Frevel; schon 511 starb er zu Paris im 45. Lebensjahre. 2. Chlodwigs Nachfolger. Nach Chlodwigs Tode wurde das ganze Franken-reich unter seine vier Söhne geteilt. Der älteste Sohn, Theoderich, erhielt den Hauptanteil, nämlich das ganze östliche, vorzugsweise deutsche Land, das später Ostfranken ober Austrafien hieß; er regierte von Reims aus. Die brei jüngeren Söhne teilten sich in das westliche Land, das später Westfranken oder Neustrien hieß. Doch ging durch biefe Teilung die Einheit des Frankenreiches nicht verloren, benn alle Unternehmungen würden gemeinschaftlich ausgeführt. Da Theoberich auch das Laub der Alemannen beherrschte, so waren seine östlichen Nachbarn die Thüringer, ein mächtiges Volk, das sich von der Donau bei Regensburg bis nörblich vom Harze, bis etwa zur Havelmünbung, ausbreitete. Die Thüringer hatten also das ganze mittlere Germanien inne. Die brei Söhne des bamaltgen Thüringerkönigs hatten ebenfalls ihr Land geteilt. Der älteste aber, Hermanfrieb, hatte feine beiden Brüber balb verbrängt und erschlagen. Dabei hatte ihm Theoderich, der König von Ostfranken, geholfen. Als dieser den für feine Hilfe versprochenen Lohn nicht erhielt, begann er 530 den Krieg gegen Hermanfrieb. Gleichzeitig überrebete er die Sachsen, in Thüringen einzufallen. Die Thüringer würden geschlagen und flohen bis zur Unstrut. Hier erlitten sie nochmals schwere Verluste. Die Sage erzählt sogar, es feien so viele Thüringer gefallen, daß das Bett der Unstrut mit ihren Leichen völlig angefüllt gewesen fei, so daß die
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer