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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 66

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 66 — ' Speer und Schwert. Jagden und Turniere ersetzten das rauhe Kriegshandwerk. Leider artete die Kampflust vieler Ritter sehr bald in Rauflust aus. Es entstanden damals, während der Kaiser fern in Italien weilte, zwischen einzelnen Landesfürsten, oft zwischen einzelnen Rittern, blutige Kämpfe im kleinen, Fehden genannt. Hatte ein solch fehdelustiger Ritter feine Feinde, so suchte er sich solche zu verschaffen, und waren es keine Ritter, gegen die er ziehen konnte, so überfiel er wehrlose Bürger oder Bauern. Viele Ritter waren durch Verschwendung verarmt, während die Bürger in den ©todten wohlhabend und reich geworden waren. Da es nun der Ritter nicht für ehrenhaft hielt, sich durch ein bürgerliches Gewerbe seinen Unterhalt zu suchen, so begann er ein wildes Räuberleben, wurde ein Raubritter. Wegelagerer' Heckenreiter, Schnapphahn, Tafcheuklopfer, wie das Volk scherzhaft den Raubritter benannte. Anstatt sein Rittergelübde zu halten, überfiel er jeden Vorüberziehenden und plünderte ihn ans. Die ritterlichen Räuber fühlten das Schändliche ihres Lebenswandels so wenig, daß sie wohl sagten: „Reiten und Rauben ist keine Schande, Das thun die Besten im Lande." Mit einer Schar von Knappen überfielen die Raubritter die benachbarten Dörser, brachen in die Gehöfte der Bauern ein. trieben Pferde, Ochsen und Kühe aus den Ställen, stahlen das Getreide vom Boden, die Kleider aus dem Kasten, das Hausgerät aus der Stube, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und steckten dann, um das Elend voll zu machen, auch noch seine armselige Hütte in Brand. Oder sie überfielen den Hirten, der das Vieh auf der Weide hütete, und trieben seine Tiere nach ihrer Burg. Nicht selten wurden die blühendsten Saatfelder von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten, und der Bauer mußte der Verwüstung ruhig zusehen und froh sein, wenn er mit dem nackten Leben davonkam. — Ebenso schlimm erging es den Kaufleuten, welche ihre Waren damals auf hochbepackten Wagen und schlechten Landstraßen mühsam aus den großen Handelsstädten am Meere und an den Strömen holen mußten. Zwar hatten sich meist mehrere Kaufleute zufammengethan, um den Weg gemeinsam zurückzulegen, auch hatten sie bewaffnete Knechte zur Verteidigung ihres Warenzuges bei sich; aber auch die Raubritter verbanden sich nicht selten zu gemeinsamem Beutezuge. Dann brachen sie mit ihren Raubgesellen aus einem Hinterhalte hervor, warfen die bewaffneten Knechte nieder und führten den Raub frohlockend auf ihre Burgen. Fielen Kaufherr und> Knechte lebend in ihre Hände, so wurden sie in das dumpfe Burgverließ geworfen. Dort mußten sie schmachten, bis ihre Verwandten ein reiches Löse-gelö zahlten. Traf das Lösegeld nicht ein, so lagen die Unglücklichen aus faulem Heu und Stroh, in dumpfer Luft und bitterer Kälte oft so lange, bis ihnen die Gliedmaßen abfaulten und der Tod sie von ihren Leiden erlöste. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechts; wer die stärkste Faust be-saß, hatte das größte Recht. Wie Pilze wuchsen damals die Raubburgen aus allen Anhöhen, besonders auch an den Usern der Ströme und Flüsse, und jedes vorübersahrende Schiff mußte Zoll zahlen, wenn es nicht ausgeplündert werden wollte. b. Die kaiserlose Zeit. Diese trostlosen Zustände wurden immer schlimmer, weil niemand da war, die Räubereien zu strafen; denn die letzten Kaiser aus dem Geschlechte der Hohenstaufen, besonders Friedrich Ii., kämpften in
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