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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 69

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 69 — zusammen. Während früher alle Fürsten den König wählten, war die Zahl der Wahl-oder Kurfürsten allmählich auf 7 beschränkt worden, auf 3 geistliche und 4 weltliche, nämlich die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, den König von Böhmen, den Pfalzgraf vom Rhein, den Markgrafen von Brandenburg und den Herzog von Sachsen-Wittenberg. Der mächtige König Ottokar von Böhmen machte sich die meiste Hoffnung auf die Kaiserkrone. Da aber die Fürsten von einem mächtigen Kaiser eine Beschränkung ihrer Macht befürchteten, fo beschlossen sie, einen Mann zu wählen, der ihnen nicht gefährlich werden konnte, der aber doch tapfer genug war, der Unordnung im Reiche zu steuern. So fiel ihre Wahl auf den Grafen Rudolf von Habsburg. Er war nicht reich an Land und Leuteu, dafür aber tapfer und fromm. Er geleitete die Pilger durch die unsicheren Alpen und beschützte den Wagen des Kaufmanns, und gar oft hatte man ihn seiner Weisheit und Gerechtigkeit wegen zum Schiedsrichter gewählt. Besonders hatte der damalige Erzbischof von Mainz feinen ritterlichen Sinn kennen gelernt. Als dieser einst nach Rom gereift war, hatte ihn Graf Rudolf sicher durch die Alpen zurückgeleitet und ihn vor den Raubrittern geschützt. Beim Abschiede hatte er zu ihm gesagt: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte nur noch so lange, um Euch für den mir erwiesenen Dienst reichlich belohnen zu können." Der Erzbischof kannte aber auch noch eine andere edle That Rudolfs. Einst ritt dieser mit seinem Knappen ans die Jagd. Da horte er plötzlich im Walde ein Glöcklein erklingen. Er sah einen Priester, der eben mit bloßen Füßen einen angeschwollenen Bach durchwaten wollte. Aus feine Frage erfuhr Gras Rudolf, daß der Priester auf dem Wege zu einem Sterbenden fei, ihm das heilige Abendmahl zu reichen. Schnell sprang Rudolf vom Pferde und überließ es dem Priester, er selbst aber setzte aus dem Rosse seines Knappen vergnügt die Jagd fort. Am andern Morgen brachte der Priester das Roß dankend zurück. Rudolf aber sprach: „Das verhüte Gott, daß ich das Roß je wieder zum Streiten oder Jagen bestiege, welches meinen Heiland getragen hat. Möge es fortan dem göttlichen Dienste gewidmet fein." Derselbe Priester soll später in die Dienste des Erzbischofs von Mainz getreten fein und diesem den Demütigen Sinn des Grasen von Habsbnrg gerühmt haben. — Als Rudolf 1273 in Frankfurt gewählt wurde, war er eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen und lag mit seinem Kriegsvolke vor den Mauern der Stadt. Sogleich bot er als der Mächtigere den Frieden an, und dankbar öffneten ihm die Bürger die Thore. Der Bischof aber erkrankte vor Angst und ries: „Sitze nun fest, lieber Herrgott, sonst wird dieser Rudolf noch deinen Platz einnehmen!" Rudolfs Krönung wurde zu Aachen mit großem Jubel gefeiert. Als er nach derselben in der Kirche die deutschen Reichsfürsten auss neue mit ihren Ländern belehnen wollte — das mußte durch jeden neuen Kaiser geschehen — war, als er schon am Altare stand, kein Zepter zur Hand, auf welches die Fürsten hätten schwören können. Schnell ergriff er das auf dem Altare stehende Kruzifix, küßte es und hielt es den Fürsten zur Eidesleistung hin, indem er sprach: „Dieses Kreuz, in welchem wir und die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle eines Zepters vertreten können." 2. Kampf mit Ottokar von Löhmen. Der mächtigste Reichsfürst war damals Ottokar von Böhmen, der auch noch Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain unter seine Herrschaft gebracht hatte. Seine
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