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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 103

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 103 — Kurfürst Johann hatte noch die Freude, diesen Friedensschluß zu erleben. Kurz darauf starb er, 1532, in Gegenwart Luthers und Melanchthons. _ Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt. Bei seinem Tode sagte Luther: „Mit Kurfürst Friedrich ist die Weisheit, mit Kurfürst Johann aber die Frömmigkeit gestorben." — Johann war ein wahrhaft frommer Fürst. Er äußerte selbst: „Ich kann des göttlichen Wortes ebenso wenig entbehren, als des Essens und Trinkens." Auch seine Kinder ließ er fromm erziehen und ermahnte sie in seinem letzten Willen, Gott zu fürchten und zu lieben und sein heiliges Evangelium zu fördern. Während des Reichstags zu Augsburg hielt sich Luther auf der Feste Koburg auf. Vpn hier aus stand er in beständigem Briefwechsel mit seinen Freunden in Augsburg, besonders mit Melanchthon. Hier sang und betete er täglich: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Im Oktober endlich trat er in Begleitung seines Kurfürsten die Rückreise nach Wittenberg an. 8. Luthers Familienleben. Luther wohnte in Wittenberg nach seiner Rückkehr von der Wartburg zwar noch immer im Kloster, doch trug er keine Mönchskutte mehr, sondern nur einen schwarzen Predigerrock. Auch riet er Mönchen und Nonnen, aus dem Kloster auszutreten, da er meinte, daß man Gott auch außerhalb der Klostermauern ebenso gut dienen könne. Diesem Rate folgten die meisten. Auch gegen die Ehelosigkeit der Geistlichen predigte er. Er selbst verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora. Bei dieser Gelegenheit schenkte ihm der Kurfürst das völlig leer gewordene Augustinerkloster zur Wohnung. Luthers Frau war schon als Kind einem Kloster übergeben und als Nonne erzogen worden. Als ihr Luthers Schriften über das Kl osterleben bekannt wurden, verließ sie das Kloster, kam nach Wittenberg, lebte eine Zeitlang in stiller Zurückgezogenheit und heiratete dann Luther. Luthers Ehe war eine sehr glückliche. In trüben und guten Tagen stand ihm seine Hausfrau treu zur Seite. Sorglich waltete sie am häuslichen Herde, pflanzte und baute das Gemüse im Garten, nahm Kostgänger, meist Studenten, in ihr Haus und vermehrte dadurch die Einnahmen. Fleiß und Sparsamkeit waren freilich nötig, denn Luthers Einnahmen waren gering. Wenn Luther, wie es bei seinem übermäßigen Arbeiten oft der Fall war, krank darniederlag, war sie ihm eine sorgsame Pflegerin, tröstete und ermunterte ihn in seinen Kämpfen und nahm an seinen Gesprächen teil. — Luther hatte 6 Kinder, 3 Söhne und 3 Töchter. Allen war er ein liebevoller, aber auch strenger Vater. So sehr er die große Strenge tadelte, die er selbst von seinen Eltern erfahren, ebenso mißbilligte er die Schwäche vieler Eltern gegen ihre Kinder. Er meinte, man müsse so strafen, daß der Apfel bei der Rute fei. Er scherzte und war heiter und fröhlich mit seinen Kindern. Auch auf seinen Reisen gedachte er ihrer in herzlichster Liebe. So schrieb er seinem vierjährigen Hänschen von Koburg aus einen gar herzlichen Brief. Doch hielt er seine Kinder auch in strenger Zucht. Denselben Hans ließ er einmal, als er 12 Jahre alt war, eines Vergehens wegen 3 Tage nicht vor sich und nahm ihn erst wieder an, als er schriftlich Abbitte gethan hatte. Er sagte dabei: „Ich wollte lieber einen toten, denn einen ungezogenen Sohn haben." Mit ganz besonderer Liebe war er seinem Leuchen zugethan. Dessen Tod im Alter von 13 Jahren war die tiefste Wunde, die ihm in seinem Ehestände geschlagen wurde. — Trotz geringer Einnahmen war Luther ein großer Wohlthäter. Er gab, so lange er noch etwas hatte, ja auch dann noch, wenn er nichts mehr hatte. Einst kam ein armer Mann und bat um eine Unterstützung. Luther hatte gerade
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