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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 104

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 104 — fein Geld, doch besann er sich, holte das Patengeld seines jüngstgeborenen Kindes und gab es dem Bittenden. Als Frau Käthe sich später etwas ungehalten darüber zeigte, meinte er: „Laß es gut sein! Gott ist reich, er wird anderes bescheren." Einst kam ein um seines Glaubens willen Vertriebener. Luther hatte nur noch einen schönen Joachimsthaler. Nach kurzem Bedenken fuhr er in den Geldbeutel und sprach: „Joachim, heraus, der Herr Christus ist da." Ein andermal versetzte er die silbernen Hochzeitsbecher seiner Frau. Sein Wahlspruch war: „Geben ist seliger, denn nehmen." Luther sah gern Tischgenossen bei sich. Bei fröhlicher Mahlzeit, unter guten Freunden ging ihm das Herz auf. Ernst und Scherz sprudelte dann von seinen Lippen; launige Erzählungen, lehrreiche Geschichten, Fabeln und sinnreiche Sprüche wechselten ab. Manche dieser Tischgespräche sind von seinen Freunden niedergeschrieben worden und so auf uns gekommen. — In seinem Hause pflegte er auch die Musik. Sie galt ihm als ein heiliges Geschenk des allgütigen Gottes. Er konnte nicht Worte genug finden, sie zu preisen. 9. Luthers Tod. Unter vielen Kämpfen war Luther 62 Jahre alt geworden. Häufige Krankheiten hatten feine Gesundheit untergraben. Obgleich arbeitsmüde und lebenssatt, unternahm er es dennoch, einen zwischen den Grafen von Mansfeld ausgebrochenen Streit zu schlichten. Schon im Oktober 1545 reiste er nach Eisleben, ohne etwas auszurichten. Auch eine zweite Fahrt, zu Weihnachten bei grimmer Winterkälte unternommen, blieb erfolglos. Da fuhr er im Januar 1546 zum brittenmale dorthin, von seinen drei Söhnen und einigen Freunben begleitet. In Halle mußte er drei Tage verweilen, da die Saale infolge eingetretenen Tanwetters gewaltig angeschwollen war. Am vierten Tage fuhr er auf einem Kahne über den noch immer reißenben Fluß, wobei er sich eine heftige Erkältung zuzog. Es gelang ihm, den Frieden zwischen den streitenden Grafen herzustellen, so daß er bald nach Wittenberg zurückzukehren hoffte. Gott aber hatte es anders beschlossen. Schon am 17. Februar fühlte er sich unwohl. Darum ging er frühzeitig zu Bett. Als er nachts erwachte, sprach er zu Dr. Jonas: „O Herr Gott, mir wird so wehe und bange; ich werbe nun wohl in Eisleben, ba ich geboren und getauft bin, bleiben." Seine Kräfte nahmen schnell ab. Inzwischen hatten sich auch seine Söhne, zwei Ärzte, mehrere Frennbe, auch Graf Albrecht von Mansfelb nebst Gemahlin eingefnnben. Als schon der Tobesschweiß auf feine Stirne trat, begann er laut, Gott zu bansen, der feinen Sohn ihm geoffenbaret habe. Dann betete er: „Also hat Gott die Welt geliebt" und anbere biblische Worte, zuletzt: „Vater, in beine Hänbe befehle ich meinen Geist." Dann würde er ganz still. Als aber Dr. Jonas mit lauter Stimme rief: „Ehrwürbiger Vater, wollet ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie geprebigt, bestänbig sterben?" antwortete er laut und beutlich: „Ja!" Dann roanbte er sich auf die anbere Seite und entschlummerte saust, ohne Tobeskampf, zwischen 2 und 3 Uhr morgens am 18. Februar 1546. — Überall, wohin die Kunde von seinem Hinscheiden drang, verbreitete sich tiefe Trauer. Auf Befehl des Kurfürsten wurde die Leiche nach Wittenberg gebracht. In allen Orten, durch die der Leichenzug ging, wurden die Glocken geläutet; Geistliche und Lehrer gingen mit der Schuljugenb und den Erwachsenen dem Zuge bis zur Grenze des Ortsbezirkes entgegen und begleiteten ihn unter dem Gesänge von Sutherliebern bis zur anbeten Grenze. In Wittenberg warb der Sarg unter dem Geleite
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