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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 107

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 107 — erbat dessen Gnade, wurde jedoch gefangen genommen. So war der schmal-kaldische Bund völlig zersprengt, und in Norddeutschland widersetzte sich nur noch die Festung Magdeburg. Daher ächtete sie der Kaiser und übertrug Moritz von Sachsen die Ausführung der Reichsacht. So hatte also Johann Friedrich der Großmütige das standhafte Eintreten für seinen Glauben mit dem Verluste seiner Länder bezahlt. Damals, 1547, ging das Kurfürstentum Sachsen von der ernestinischen Linie für immer auf die albertinische über. Johann Friedrich blieb Gefangener des Kaisers, aber seinen Glauben ließ er sich nicht antasten. Als man ihm zumutete, sich auch in Religionssachen dem Kaiser zu fügen, sagte er: „Ich will lieber Land und Leute, auch den Hals dazu hergeben, als von Gottes Wort mich abreißen lassen." Um die Gefangenschaft des Kurfürsten zu verschärfen, nahm man ihm seine Bücher, auch die Bibel. Da sprach er: „Nehmen sie mir gleich meine Bücher, so sollen sie mir doch das, was ich daraus gelernt habe, Jesum Christum, nicht aus dem Herzen reißen." Nicht einmal eine evangelische Predigt durfte er noch hören. 4. Kaiser und Kurfürst Moritz. Nach der Besiegung des schmalkal-dischen Bundes stand der Kaiser auf der Höhe seiner Macht. Deutschland wurde mit entsetzlich verwilderten spanischen Truppen angefüllt, die Reformation besonders in Süddeutschland schonungslos niedergetreten, jede Übertretung der katholischen gottesdienstlichen Gebräuche mit schweren Strafen belegt. Da gingen dem jungen Kurfürsten Moritz endlich die Augen auf über des Kaisers Absichten. Er hatte dem Kaiser große Dienste geleistet, und dennoch blieben seine wiederholten Bitten um Befreiung feines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, ohne Erfolg. Da beschloß er, den Kaiser zur Losgabe seiner Gefangenen zu zwingen. Heimlich verband er sich mit mehreren protestantischen Fürsten Norddeutschlands. Die Vollstreckung der Reichsacht an Magdeburg gab ihm Gelegenheit, ein Heer zu sammeln, ohne daß der Kaiser von seiner Absicht merkte. Als er mit den Vorbereitungen zu Eude war, schloß er plötzlich Frieden mit Magdeburg und brach nach Süddeutschland auf. Beinahe hätte er in Innsbruck den gichtkranken Kaiser gefangen genommen. Dieser mußte iu der Nacht, im schrecklichsten Unwetter, in einer Sänfte über die schneebedeckten Alpen flüchten, wobei Diener mit Fackeln die engen Gebirgswege beleuchteten. Auch der gefangene Kurfürst Johann Friedrich war dabei. Jetzt mußte der Kaiser nachgeben. Bald kam 1552 der Vertrag zu Passau zu stände. Die gefangenen Fürsten erhielten ihre Freiheit, die Bekenner der Augsburger Konfession aber bis zum nächsten Reichstage unbedingte Religionsfreiheit. 5. Neligionsfriede. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 kam endlich ein Religionsfriede zu stände, in welchem die Protestanten völlige Religionsfreiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten. Doch stand es jedem Landesherrn frei, zu bestimmen, zu welcher Religion seine Unterthanen sich bekennen sollten. Wer sich einem solchen Zwange nicht fügen wollte, durfte auswandern. Kaiser Karl V. genoß aber die Früchte des Religionsfriedens nicht mehr. Nach so vielen Kämpfen und Enttäuschungen legte er 1556 die Kaiserkrone nieder und zog sich in das spanische Kloster St. Inst zurück. Hier lebte er noch zwei Jahre, mit frommen Übungen, der Pflege des Gartens und der Anfertigung von Uhren beschäftigt. Um sich schon vor seinem Tode mit dem Sterben vertrant zu machen, legte er sich einst in einen Sarg und ließ sein Leichenbegängnis halten. Tief erschüttert durch die feierlichen Totengesänge, die in der Kirche für sein Seelenheil angestimmt wurden, starb er wenige Wochen darnach 1558.
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