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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 122

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 122 — fürsten, sondern auch den Ständen den Eid der Treue leisten. Deshalb konnte der Kurfürst z. B. die Beamten Pommerns nicht in Preußen oder Brandenburg verwenden. Ebenso war es mit den Stenern. Was die rheinischen Besitzungen z. B. an Steuern brachten, durfte nur für diese Länder, nicht etwa für Pommern oder Preußen verwendet werden. Aus diesem Grunde war es dem Kurfürsten auch unmöglich, ein starkes Heer zu schaffen, was doch während des Krieges so sehr nötig gewesen wäre. Da setzte es der Kurfürst durch, daß alle Beamten und Steuern gleichmäßig für alle Länder verwendet werden konnten und daß die Beamten nur ihm den Eid der Treue zu schwören brauchten. Dadurch schuf er eine einheitliche Verwaltung und einen einheitlichen Staat. Nun wollte er auch für ein starkes Heer sorgen. Dazu brauchte er aber viel Geld. Deshalb sann er auf neue (Steuern. Bisher brauchten nur die Besitzer von Grund und Boden Steuern zu bezahlen; das war die Grundsteuer, zu der bisweilen noch eine Kopfsteuer kam, die von jedem Unterthanen, ob er reich oder arm war, in gleicher Höhe erhoben wurde. Dagegen waren alle, die keinen Grundbesitz hatten, also z. B. Geistliche, kurfürstliche Räte, viele Bürger fast steuerfrei, auch der reiche Adel, der doch den größten Teil von Grund und Boden besaß. Da legte der Kurfürst auf alle Wareu, die im Lande verbraucht wurden, z. B. auf Getreide, Getränke, Fleisch, eine Verbrauchssteuer oder Aecise. Dadurch wurden die Waren zwar etwas teurer, aber es mußten doch alle Unterthanen die neue ©teuer tragen. Sie war also gerechter als die bisherige Steuer. Der eigennützige Adel freilich wollte nichts von ihr wissen, er wollte steuerfrei bleiben; und es kostete lange Kämpfe mit ihm, ehe er sie annahm. Dagegen waren die Bürger sehr zufrieden damit, denn nun brauchten sie nicht mehr mit den Bauern allein die Steuerlast zu tragen. Am zufriedensten aber waren die Bauern, da ihre Lasten bedeutend erleichtert wurden. Nun konnte der Kurfürst auch an die Errichtung eines stehenden Heeres denken. Das war sehr notwendig, denn bei seinem Regierungsantritte waren alle seine Länder von fremden Truppen besetzt. Dagegen waren die brandenburgischen Truppen, die in den Festungen lagen, für den Kaiser vereidigt und gehorchten nur diesem. Der Kurfürst war also nicht einmal Herr in seinem eigenen Lande. Das konnte er nur werden durch ein stehendes Heer, durch welches Österreich und Schweden mächtig waren. Während man nämlich bisher Söldner geworben hatte, die nach dem Kriege wieder entlassen wnrdeu, so daß man in Friedenszeiten kein Heer besaß, fing man jetzt an, Soldaten zu werben, die gegen Werbegeld und Sold so lange dienen mußten, bis sie entweder zu alt oder sonst nicht mehr tauglich zum Dienste waren. So entstanden die stehenden Heere. Um sich nun ein stehendes Heer zu schaffen, verlangte der Kurfürst von den Truppen, die in seinen Festungen lagen, und von ihren Befehlshabern den Eid der Treue. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Als die übrigen sich weigerten, wurden sie entlassen, ebenso der größte Teil der Soldaten. Aus dem Reste bildete er ein kleines Heer von 3000 Mann, das er allmählich auf 8000 und bis zu feinem Tode auf 27 000 Mann erhöhte. Das kostete zwar viel Geld, brachte aber auch große Vorteile; denn damit konnte er schon sein Land schützen. Gestützt auf fein kleines Heer, verhielt er sich in den letzten Jahren des 30jährigen
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