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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 134

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 134 — Karren in der Festung, bei der zweiten mit dem Strange bestraft werden. — Auch die Städte erfreuten sich feiner Fürsorge. Er erweiterte und verschönerte Berlin, legte neue Plätze, Straßen und Stadtteile au, verfuhr aber dabei oft mit großer Härte. Alle Häuser, die ihm mißfielen, mußten abgerissen und durch neue ersetzt werden. Ärmeren Leuten gab er dazu den Bauplatz und einen Teil des Baumaterials, bei reicheren sprach er kurz: „Der Kerl hat ®eld, muß bauen!" Nach Tische ritt er meist aus und besah sich die Bauten. Verstieß etwas gegen die Bauordnung, so wies er die Leute nicht selten mit Stockschlägen zurecht. Für arme Kranke ließ er die Charits, ein großes Krankenhaus, erbauen, in dem gleich im ersten Jahre 800 Kranke gepflegt wurden. Noch mehr, als für Berlin, that er für Potsdam, wo er z. B. das große Militär-Waisenhaus baute. — Die Gewerbthätigkeit förderte er mit allen Mitteln. Das Geld sollte im Lande bleiben; darum sollten die Waren nicht aus dem Auslande bezogen, sondern im Inlands gefertigt werden. Daher wurden fremde Waren sehr.hoch besteuert. Die Kleidung seiner Soldaten war nur aus preußischem Tuche gefertigt. Auch jeder seiner Unterthanen sollte uur inländisches Tuch tragen. Dadurch hob sich die Tuchfabrikation. Einmal begegnete ihm eine Frau, die ein ausländisches Kattunkleid trug. Zornig befahl er seinen Dienern, ihr das Kleid vom Leibe zu reißen. An seinem Hofe duldete er überhaupt nichts Ausländisches. Besonders eiferte er gegen die von seinem Vater eingeführte französische Mode; die lange Perücke vertauschte er mit dem steifen Zopfe. Eine ähnliche Fürsorge wie der Tuchfabrikation widmete er allen Gewerben. — Ilm Handel und Verkehr zu erleichtern, führte er in seinem ganzen Staate gleiches Maß und Gewicht ein. — Er hielt auf Recht und Gerechtigkeit für jedermann, vereinfachte und verbesserte das Gerichtsverfahren, milderte die Hexenprozeffe, wollte aber besonders Raub, Betrug und Dieberei hart bestraft misten. Wenn ein Beamter die Staatskasse bestohlen hatte, fo kam er gewöhnlich an den Galgen, und es wurde dabei weder hoch noch niedrig geschont. In die Kniffe der Rechtsgelehrten, mit denen sie auch dem Unrechte oft den Schein des größten Rechts zu geben wußten, konnte sich sein einfacher Verstand nicht finden. Einst wohnte er einer Gerichtsverhandlung bei. Nachdem der Rechtsanwalt der einen Partei gesprochen hatte, rief er: „Der Kerl hat recht!" Als aber der Rechtsanwalt der anderen Partei ebenso geschickt sprach, rief der König ärgerlich: „Der Kerl hat auch recht!" und wandte den „Rechtsverdrehern" den Rücken. — Obgleich Friedrich Wilhelm Kunst und Wissenschaft gering achtete, so sorgte er doch für gute Volksbildung. Er wollte, daß jeder feiner Unterthanen in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werde; denn die einfache Bildung des ganzen Volkes bis zum letzten Bauern hielt er für wichtiger, als die gelehrte Bildung einzelner. Überall ließ er Schulen bauen und unterstützte die Gemeinden dabei durch Geld und Bauholz. Die Kinder sollten vom 5.—12. Lebensjahre die Schule besuchen; kein Kind sollte konfirmiert werden, das nicht lesen und schreiben konnte. Auch die Rekruten sollten bei ihren Regimentern lesen und schreiben lernen und im Christentums unterrichtet werden. Er hat nach und nach etwa 1700 neue Landschulen während seiner Regierung gegründet. Auch gründete er das erste preußische Lehrerseminar und baute viele Kirchen. Gleich seinen Vorfahren war er auch ein Beschützer des protestantischen Glaubens. In Österreich, besonders in Salzburg, wurden die Protestanten durch den
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