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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 135

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 135 — Erzbischof Firmian mit Gewalt wieder zum katholischen Glauben gezwungen. Dieser hatte geschworen: „Ich will die Ketzer aus meinem Lande haben, und sollten auch Dornen und Disteln auf den Äckern wachsen." Deshalb legte man ihnen katholische Soldaten ins Haus, kerkerte sie ein oder verbannte sie. Zuletzt blieb ihnen nichts übrig, als sich dem Glaubenszwange zu unterwerfen oder mit Weib und Kind auszuwandern. Die Auswandernden wandten sich an den König von Preußen, und dieser versprach ihnen 1732 Aufnahme in seinem Lande. Ein hoher Beamter desselben empfing sie in Regensburg, versah sie mit Reisegeld und schickte sie nach Berlin. Dort sammelten sich nach und nach etwa 20000 Vertriebene. Der König wies ihnen das während der Regierung seines Vaters durch eine furchtbare Pest fast gänzlich entvölkerte Ostpreußen, besonders den Regierungsbezirk Gumbinnen, als Wohnplatz an. Dort fanden sie gute Acker, Wiesen, Weide, Fischerei, auch das nötige Vieh und Ackergerät meist unentgeltlich. Kirchen und Schulen baute der König; überhaupt that er alles, den Vertriebenen die neue Heimat lieb und wert zu machen. Unter den fleißigen Händen der neuen Bewohner blühte das verödete Land bald wieder auf; denn es entstanden dort 6 neue Städte und 332 Dörfer. Ein ausgewanderter Salzburger schrieb an seinen zurückgebliebenen Sohn: „Ich mache Dir zu wissen, daß ich Deinen Handbrief empfangen habe. Wir haben von 'naus aus bis Berlin ungefähr 100 Meilen Weges gehabt, von da bis Königsberg 80 und bis nach Sittauen 15 Meilen. Jetzt sind wir. in dem Dorfe Schallmeiken einquartiert. Sie haben für uns neue Wohnhäuser erbaut, und im Frühlinge sollen noch sehr viele gebaut werden. Wir haben von unserem Könige Getreide, Fleisch, Speck, Mehl, Schmalz und Geld und leiden keine Not. Man hat uns auf der Reife viele Kleider, Bücher und Geld geschenkt, so daß viele reicher und nicht ärmer geworden sind. Jeder, der im Salzburgifchen ein Bauer gewesen ist, soll hier eine Hufe Land, das sind 30 Morgen, zugeteilt erhalten. Das Land liegt etwas hoch und kalt, ist aber nicht unfruchtbar. Es ist hier alles wohlfeil. Der Scheffel Weizen kostet einen halben Thaler, das Korn 30 Kreuzer, der Hafer 10—15 Kreuzer, das Pfund Fleisch 5—9 Pfennige. Du siehst also, lieber Sohn, daß Gott geholfen hat bis hierher; und der allem Lebendigen Atem giebt und aller Menschen Wege in seiner Hand hat, wird auch weiter Helsen. Alle Eure Sorgen werfet auf ihn. Seid alle freudig gegrüßt und in den Schutz Gottes empfohlen." Die Verwaltung -es Landes war streng und von größter Ordnung. Er verlangte von seinen Beamten die treueste Pflichterfüllung; Müßiggang und Liederlichkeit war ihm verhaßt. Sah er irgendwo einen Arbeiter auf dem Felde oder bei einem Baue müßig stehen, so gebrauchte er sofort feinen Stock. Wer daher den König kommen sah, arbeitete mit doppeltem Eifer. Die Müßiggänger aber gingen ihm lieber aus dem Wege. Er selbst führte die Aussicht über alles; kein Beamter war vor seiner Kontrolle sicher. Vom Thorschreiber zu Potsdam hörte er, daß er morgens die Bauern vor dem Thore lange warten lasse, ohne zu, öffnen. Da ging er eines Morgens selbst hin, fand den Langschläfer noch im Bette und prügelte ihn mit den Worten heraus: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Als oberste Staatsbehörde richtete er das Generaldirektorium ein. Unter ihm standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domäuenkammer. Für seine Beamten arbeitete er selbst eine genaue Dienstanweisung aus. Er verlangte von ihnen die größte Pflichttreue bei knapper Besoldung. Auf diese Weise schuf er einen tüchtigen Beamtenstand. 2. Sorge sät* das Heer. Seine Hauptsorge war auf die Vermehrung und Ausbildung des Heeres gerichtet; er erhöhte es nach und nach von 48000 aus 83000 Mann. Es bestand nur zum kleineren Teile aus Landeskindern, znm größeren ans geworbenen Leuten aus aller Herren Ländern. Doch setzte der König bereits fest, daß alle Einwohner seines Landes zum Militärdienste verpflichtet sein sollten; nur die Sohne der Adligen und die ältesten Sohne der Hof- und Fabrikbesitzer waren frei. Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere „Rekrutenkasse." In diese mußte jeder, der ein neues Amt
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