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1. Unser Vaterland - S. 38

1900 - Berlin : Bruer
— 38 — Kinder überstiegen mit ihren Heerden und allen Habseligkeiten die Alpen und brachen nach blutigen Kämpfen mit den Grenzvölkern in Italien ein, wo sie bald glänzende Siege über Odoaker erfochten. Nur in dem stark befestigten Ravenna verteidigte sich dieser drei Jahre lang; dann fiel auch dieses, und obgleich dem tapfern Heerkönig das Leben zugesichert war, wurde er bald bei einem Gastmahl ermordet. Mehr noch als Odoaker verstand es Theodorich, in Italien eine neue Glanzzeit zu begründen. Während er Handel und Gewerbe den Römern überließ, lag die militärische Macht nur in den Händen der Gothen, die er mit anderen germanischen Stämmen zu einem großen Völker- und Friedensbunde zu vereinigen wußte. Ihre Heerführer ließen sich von Theodorich, den die Geschichte den Großen nennt, wie von einem Vater leiten. „Ihr alle habt Beweise meines Wohlwollens", heißt es in einem Briefe an diese. „Ihr seid junge Helden, mir gebührt, euch zu raten. Eure Unordnungen betrüben mich; es ist mir nicht gleichgültig, daß ihr euch von den Leidenschaften beherrschen laßt; denn Neid und Leidenschaften der Könige sind das Verderben der Völker; dagegen sind ihre Freundschaft und Einigkeit gleichsam die Adern, durch welche die Wünsche der Völker zu einander hinüber fließen." Noch einmal strahlte Italien im Glanze längst vergangener Herrlichkeit. Theodorichs Residenz Ravenna wurde der Sitz aller Kirnst und Wissenschaft seiner Zeit. Noch heute reden Kirchen und Paläste, die der Verwüstung folgender Jahrhunderte trotzten, von den glanz-umwobenen Zeiten des Ostgothenreiches. Aber Theodorich, dem Italien so viel zu verdanken hatte, blieb den Römern ein Fremder, da die römischen Katholiken ihn und seine Gothen als arianische Ketzer haßten. Auch der oströmische Kaiser Justin I. begann seine Anfeindungen gegen Theodorich, der sich ohne kaiserliche Erlaubnis den Gemahl seiner Tochter zum Nachfolger erwählt hatte, durch Verfolgung des arianischen Glaubensbekenntnisses. Vergeblich erbat der Ostgothenkönig die Aufhebung der Religions- verfolgung, und da die Gesandten, besonders der Bischof Johannes, am kaiserlichen Hofe sehr ehrenvoll aufgenommen worden waren, aber doch unverrichteter Sache heimkehrten, beschuldigte sie Theodorich des Einverständnisses mit dem byzantinischen Hofe, ließ sie ins Gefängnis werfen und auf das Grausamste hinrichten. Die plötzlich erwachte furchtbare Reue warf ihn auf das Krankenlager, von dem er nicht wieber erstehen
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