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1. Unser Vaterland - S. 81

1900 - Berlin : Bruer
— 81 — unter Verzichtleistung auf die Krone des Frankenreichs um eine Zufluchtsstätte für sich, feine Gemahlin und feinen Sohn Karl. Voller Ehrenbezeugungen wurde er darauf in dem Lager der Söhne empfangen; aber Lothar war so vorsichtig, dem Heere des Vaters gleich den Huldigungseid abzunehmen. Da Ludwig nicht Mönch werden wollte, wie es Lothar verlangte, so berief dieser eine Reichsverfammlung nach Compiegne (Pipin und Ludwig kamen nicht dorthin), auf welcher der Kaiser die alte Reichsteilung bestätigen sollte, wonach der jüngste Sohn von der Herrschaft ausgeschlossen blieb. Dann wurde er von dem eignen Sohne im Kloster St. Medardus bei Soissons gefangen gehalten, feine Gemahlin in ein italienisches Kloster, ihr Sohn in das Kloster Prüm in den Ardennen gebracht. Die Einheit des Reiches und der Kirche, welche die Königssöhne veranlaßt hatte, so schmählich gegen den Vater zu handeln, war durch den unnatürlichen Kampf nicht erreicht. Auch hatte der Papst den Verrat nicht heiligen können. Lothar, der eigentliche Urheber der Empörung, führte zwar den Kaifertitel weiter; aber die Brüder ließen sich feine Dberherrlichkeit nicht gefallen, wonach sie zu dessen Vasallen herabgedrückt worden wären. Er mußte sich auf einen Teil Ost-frankens mit Aachen und auf Italien beschränken. Pipin erhielt Aquitanien und Westfranken, Ludwig dagegen vereinigte unter feiner Herrschaft die hauptsächlichsten deutschen Stämme, Bayern, Schwaben, den Elsaß, Ostfranken mit Worms und Speyer, Thüringen und Sachsen. Doch vermochte auch jetzt Lothar nicht, den müden Kaiser zu überreden, die Klostergelübde abzulegen. Dafür zwang er ihn, öffentlich vor Volk und Klerus Kirchenbuße zu thun, da nach einer päpstlichen Verordnung, die aber das fränkische Volk nicht kannte, derjenige unwürdig fein sollte, Waffen zu tragen, der mit dem Büßer -gewand bekleidet worden war. Kaiser Ludwig mußte auf einem Sacke vor dem Altar knieend, dem eignen Sohn ein Sündenbekenntnis ablegen, worin er sich des Meineids, des Kirchenraubs, der Gotteslästerung und wer weiß welcher Sünden zu beschuldigen hatte, von denen fein Herz sicherlich nichts wußte. Daraus wurde er gezwungen, die fürstlichen Gewänder mit dem härenen Büßerkleide zu vertauschen, um dann, nach der Kaiser-Itadt Aachen geführt, dort in strenger Hast gehalten zu werden. B o r n h a k, Unser Vaterland. 6
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