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1. Unser Vaterland - S. 82

1900 - Berlin : Bruer
Aber den Deutschen war es eine Schmach, daß die Majestät ihres Kaisers und Königs so schändlich mißachtet wurde, und als Ludwig des Frommen jüngster Sohn, Ludwig (der Bayer, der Deutsche), sein Volk aufforderte, für die Rechte des königlichen Herrn einzutreten, fand er begeisterte Zustimmung. Mit Hülfe Pipius setzte er den Vater wieder in seine Königswürden ein, trotzdem ihn Lothar eiligst nach Paris entführt hatte (834). Bischöfe, zum Teil dieselben, welche seine Kirchenbuße zu Com-piegne entgegengenommen, sprachen den gebeugten Kaiser los von Schuld und Buße. Königsornat und Wehrgehauk wurden ihm zurückgegeben, und ein Versöhnungsfest hätte wohl alle Schuld der Söhne vergessen lassen, wenn Lothar nicht voller Eigennutz und Trotz ferngeblieben wäre. Er zog aufs neue gegen den Vater und gegen seine Brüder, von deren vereinten Heeren er endlich besiegt wurde. Es ist begreiflich, daß die Wohlfahrt der fränkischen Reiche unter solchen unseligen Zwistigkeiten Schaden litt. Die Grenzvölker machten sich die Zerrissenheit derselben zu Nutzen; von Norden kamen die Normannen, von Süden die Araber und machten die Küsten unsicher. An Elbe und Donau gewann das Slaventum an Macht und Besitz, und das Christentum, scheinbar so fest gewurzelt, litt unter Islam und Heidentum. Inmitten des Reiches aber waren alle Bande der Treue und des Glaubens gelockert gleich den Lehnsverhältnissen geistlicher und weltlicher Macht, und darüber oder vielmehr darunter stand Kaiser Ludwig, ein alter, gebrochner Mann, der durch allen Jammer seiner Erfahrungen so wenig klng geworden war, daß er nochmals der Überredungskunst seiner Gemahlin folgte und bei dem plötzlichen Tode seines Sohnes Pipin dessen Land zwischen Lothar und Karl (dem Kahlen) teilte. Dazu beschränkte er den Länderbesitz seines treusten Sohnes Ludwig in sofern, als er ihm nur Bayern ließ. Von seinen Deutschen, besonders den Sachsen und Thüringern unterstützt, wollte dieser seine Rechte geltend machen und zugleich, vou deu aqnitanischen Großen angeregt, für die unmündigen Söhne ihres Königs Pipin eintreten. Aber in ehrfurchtsvoller Scheu wich er zurück, als Kaiser Ludwig ihm mit Heeresmacht entgegen zog; gegen seinen Vater wollte er nicht "kämpfen (20. Juni 840). Da erkrankte
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