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1. Unser Vaterland - S. 91

1900 - Berlin : Bruer
— 91 — Gleichwie in alter Zeit lag die Volkswahl zu Grunde; aber die Masse der Volksgemeinde, ihr Wille war längst zurückgetreten vor der Macht des Adels. Mochte auch in dem Jubel des Volkes eine Zustimmung gefunden werden, ein Wahlrecht hatte es in der xihat nicht mehr. An die Stelle der feierlichen Schilderhebung des Königs durch das Volk war die Weihe der Kirche getreten. Darum hielt der Adel des Landes prüfende Umschau unter den Geschlechtern, welche den Karolingern verwandt waren. Da standen drei (Stämme in gleichem Recht zur Krone: die Welfen in Bayern und Schwaben, die Sachsenherzöge wie die Franken mit ihrem Hauptvertreter Konrad. Die Wahl fiel aus den mächtigen Herzog von Sachsen, Otto den Erlauchten, durch feine Gemahlin Hedwig, Enkelin Ludwig des Frommen, mit den Karolingern verwandt. Aber er war ein Greis, und Deutschland bedurfte eines starken Armes, der es aufrichten sollte. Herzog Otto nahm in dieser Erkenntnis die Wahl nicht an, sondern lenkte sie auf einen anderen Karolingersproß aus weiblicher Linie, auf Konrad (I.) von Franken. Mit kräftiger Hand ergriff Konrad eine Krone, welche dem grauen Haupte des Sachfenherzogs Otto zu schwer dünkte. Er meinte in der Strenge die Kraft zu finden, welche er als treuer und edler Fürst für das ihm anvertraute Reich erstrebte. Zunächst empörten sich die Lothringer, die mit seiner Wahl nicht zufrieden waren. Sie sagten sich von Deutschland los und verbanden sich mit Frankreich. Es wurden dadurch lange Kriege zwischen Deutschland und Frankreich erregt. Auch die mächtig gewordnen Herzöge hatten es verlernt, sich unter eine Königsgewalt zu beugen, und Konrad hätte sie durch Milde leichter gewinnen mögen, als durch eine so maßlose Strenge, in der er die eignen Schwäger enthaupten ließ, als sie sich (sie waren nur Kammerboten in Schwaben, das bis dahin keine Herzöge hatte) weigerten, einen Teil der Kammergüter an den Erzbischof von Mainz und den Bischof von Konstanz abzugeben. Einer der Mächtigsten unter den Herzögen, die eben so viele Feinde des Königs inmitten des Landes blieben, war Heinrich, der Sohn Herzog Otto des Erlauchten von Sachsen. Ihm zog endlich Konrad mit Heeresmacht entgegen, wurde aber von Heinrich in so furchtbarer Niederlage besiegt, daß sächsische Dichter in ihren Siegesliedern fragen mochten, „wo der Schlund fei, groß genug, alle gefallenen Franken zu fassen." Doch bald erstarkte des Königs Macht wieder.
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